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Gemeiner Kleiner Bandfüßer - Brachydesmus superus (LATZEL, 1884) |
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Artenprofil von Peter Decker |
Systematische Einordnung
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Stamm: | Gliederfüßer (Arthropoda)
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Überklasse: | Tausendfüßer (Myriapoda)
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Klasse: | Doppelfüßer (Diplopoda)
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Ordnung: | Bandfüßer (Polydesmida)
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Familie: | Bandfüßer (Polydesmidae)
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Synonym: | Polydesmus superus (LATZEL, 1884) |
Fotos (© Axel Steiner 1-4, Peter Decker 5)
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Breckerfeld
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(xxl-Foto) 29.09.2006 |
(xxl-Foto) 29.09.2006 |
(xxl-Foto) 29.09.2006 |
Klick auf die kleinen Bilder oder xxl-Ansicht möglich |
(xxl-Foto) 29.09.2006 |
(xxl-Foto) Präparat |
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Besondere Merkmale |
Kleine glänzende weißlich, gräulich bis bräunliche Art. Der Darminhalt ist durch die transparente Cuticula zu erkennen und variiert, je nachdem was gefressen wurde von blau, grün bis dunkelbraun. Das Collum (Kopfschild) ist quer elliptisch und schmäler als der Kopf. Das 2. Segment ist etwas nach vorne gezogen. Die Vorderecken der Seitenflügel (Paranota) vorne ein wenig rund, die Seiten tragen 3 bis 4 Einkerbungen und die Hinterecken sind nur mäßig spitz. Die Beine sind relativ kurz und bei den Männchen verdickt. Die Höcker auf den Tergiten (Rückenschilder) sind relativ gut ausgeprägt.
Tergite von Brachydesmus superus - Foto (© Peter Decker)
Die Borsten sind lang und laufen spitz zu. Dadurch kann man sie von Juvenilen der ähnlich aussehenden Art Polydesmus denticulatus unterscheiden, deren Borsten kürzer und am Ende keulig verdickt sind. Im Vergleich zu den anderen einheimischen Polydesmus-Arten mit 20 Segmenten besitzt diese Art nur 19 Körperringe. Daher kann diese Art leicht mit subadulten Exemplaren anderer Arten verwechselt werden. Bei den Weibchen muss man daher auf die Epigynen (Geschlechtsöffnungs) -Leiste am 3 Segment achten, bei den Männchen auf die Gonopoden (Begattungsapparat), welche nicht so auffällig sind wie bei den anderen einheimischen Polydesmus-Arten.
Körperlänge: Männchen: 8-10 mm lang, 0,8-1,1 mm breit
Weibchen: 7,5-9 mm lang, 0,8-0,9 mm breit
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Lebensraum |
Euryöke Art (breiter Toleranzbereich hinsichtlich von Umweltfaktoren), welche in Gebüschen, Erlenbrüchen und Auenwäldern vorkommt. Oft aber synanthrop (in der Nähe menschlicher Bauwerke) auf Äckern, in Weinbergen, Gärtnerein, Gewächshäusern, Friedhöfen und Gärten. Die Art meidet dichte Waldgebiete. Brachydesmus superus wurde häufig in Maulwurfsbauten gefunden. Wahrscheinlich eine wärmebedürftige Art.
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Biologie und Lebensweise |
Brachydesmus superus ist bis auf den Hochsommer das ganze Jahr zu beobachten. Im Frühjahr ist ein Maximum festzustellen, wo auch die Paarungen stattfinden. Das Weibchen baut ein Nest mit ca. 50 Eiern, selten auch 2 Nester mit 20 bis 30 Eiern. Die Weibchen sterben nach der Eiablage. Die Larven schlüpfen nach ca. 4 bis 6 Wochen im Juni/Juli. Bei dieser Art haben sich die Männchen an das Überwintern angepasst. Sie besitzen bereits die komplette Segmentzahl mit zunächst rudimentären Gonopoden (männlicher Begattungsapparat). Erst nach dem Winter häuten sie sich erneut und besitzen dann vollständig entwickelte Gonopoden, aber ohne Segmentzuwachs. Aus England wurde berichtet dass diese Art als Schädling bei Salatpflanzen aufgetreten ist.
Diese Art überlebt 65 bis 488 Stunden (3-20 Tage) unter Wasser (10°C)!
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Nahrung |
Der Gemeine Kleine Bandfüßer frißt wahrscheinlich morsches Holz und Laubstreu, evtl. auch Flechten und Algen. In extrem trockenen
Frühlingen/Sommern fressen Tausendfüßer auch einmal an jungen Trieben oder Wurzeln anderer Pflanzen. In dem Fall steht aber wohl der Wassergehalt der Pflanze im Vordergrund und nicht der Nährwert.
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Verbreitung in D/Welt |
In Deutschland und ganz Europa verbreitet.
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Verbreitung in NRW |
Bisher nur vereinzelte Fundstellen, meist an Gewässern. Fundort z. B. in Breckerfeld.
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Benutzte Literatur |
BLOWER, J. G. (1985): Millipedes. Keys and notes for the identification of the species. -
Synopses of the British Fauna 35: 1-242.
HAACKER, U. (1968): Die Diplopoden des Rhein-Main-Gebietes. -
Senckenbergiana biologica 49 (1): 31-38
SCHUBART, O. (1934): Tausendfüßler oder Myriapoda. I: Diplopoda. -In: Dahl, F.: Die Tierwelt Deutschlands und der angrenzenden Meeresteile 28: 1-318.
SPELDA, J. (1999): Verbreitungsmuster und Taxonomie der Chilopoda und Diplopoda
Südwestdeutschlands. Diskriminanzanalytische Verfahren zur Trennung von Arten und
Unterarten am Beispiel der Gattung Rhymogona Cook, 1896 (Diplopoda: Chordeumatida:
Craspedosomatidae). - Dissertation zur Erlangung des akademischen Grades eines Doktors der Naturwissenschaften der Universität Ulm
THIELE, H.-U. (1968): Die Diplopoden des Rheinlandes. -
Decheniana 120: 343-366 - (ISSN: 0366-872X).
TUFOVÁ, J.; TUF, I. H. (2005): Survival under water - comparative study of millipedes (Diplopoda), centipedes (Chilopoda) and terrestrial isopods (Oniscidea). - In: Tajovský, K.; Schlaghamerský, J.; Pižl, V. (eds.): Contributions to Soil Zoology in Central Europe I. ISB AS CR, Ceské Budejovice, 2005: 195-198 - (ISBN: 80-86525-04-X).
Zur Buchliste weiterer interessanter Tausendfüßler-Bücher auf www.natur-in-nrw.de
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Weitere Informationen zu Doppelfüßern (Diplopoda) im Internet |
www.diplopoda.de: Artenlisten, Artenprofile, Biologie (Aufbau), Bestimmungsschlüssel, Links usw.
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