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Bergsingzikade, Bergzikade - Cicadetta montana (SCOPOLI, 1772)
Artenprofil von Axel Steiner
Letzte Änderung: 15.09.2012


Systematische Einordnung

Stamm: Gliederfüßer (Arthropoda)
Klasse: Insekten (Insecta)
Ordnung: Schnabelkerfe (Hemiptera)
Unterordnung: Gleichflügler, Pflanzensauger (Homoptera)
Gruppe Zikaden (Auchenorrhyncha)
Rundkopfzikaden (Clypeorrhyncha (= Cicadomorpha))
Familie: Singzikaden (Cicadidae)

Fotos (© Andreas Koch)
Stolberg (Nähe Aachen)


(xxl-Foto)
14.06.2009

(xxl-Foto)
14.06.2009

(xxl-Foto)
14.06.2009
Klick auf die kleinen Bilder oder xxl-Ansicht möglich
     
Besondere Merkmale

Insekten-ABC, Erklärungen von Fachbegriffen

Glasartige, große durchsichtige und glänzende Flügel; orangefarbene Randung der Hinterleibssegmente; Tympanalorgane (= Schallmembrane an beiden Körperseiten) von oben gesehen frei; Opercula (= die Schallmembrane schützende Deckel) sehr klein; Farbe und Muster des Halsschildes sehr variabel - jedoch meist sehr dunkel; Kopf und Brust schwarz; Vorderschenkel mit 3 Dornen, wovon der letzte schräg nach vorne gerichtet ist; Kopf mit 3 im Dreieck angeordneten Ocellen

Körperlänge: (16-) 23 (-28) mm; Spannweite: 45-52 mm

Ähnliche Arten: Es gibt 3 gleich aussehende Cicadetta-Arten, die nicht nach äußeren Bestimmungsmerkmalen unterschieden werden können. Anhand der Gesänge können die Arten jedoch von jungen Menschen mit gutem Gehör bioakustisch unterschieden werden. Alle 3 Arten sind (nach auch in NRW zu erwarten (schriftliche Mitteilung von Herbert Nickel vom 14.09.2012), so dass man korrekter Weise immer nur von Cicadetta montana sensu lato (sensu lato = im weiteren Sinne) reden sollte. Unterschieden werden die 3 Bergsingzikadenarten:

Cicadetta cantilatrix SUEUR & PUISSANT, 2007
Cicadetta brevipennis FIEBER, 1876
Cicadetta montana sensu stricto (SCOPOLI, 1772) (sensu stricto = im engeren Sinne)

Hier bei www.cicadasong.eu (Matija Gogala) können Sie sich die Gesänge der Zikadenarten anhören.

Weitere Informationen aus der neueren Erforschung der Artenabtrennung der 3 Bergsingzikaden-Arten können der unten verlinkten Arbeit von Thomas Meineke entnommen werden. Hier als pdf-Dokument zum Download (5,9 MB / 10 Seiten): MEINEKE, T. (2012): Bergsingzikaden Cicadetta cantilatrix SUEUR & PUISSANT, 2007, Cicadetta brevipennis FIEBER, 1876 und Cicadetta montana s. str. (SCOPOLI, 1772) im mittleren Deutschland (Auchenorrhyncha, Cicadidae, Cicadettinae). Entomologische Nachrichten und Berichte 56: 133-142.

Eine weitere ähnliche Singzikaden-Art ist z. B. Tibicina haematodes, die mit einer Körperlänge von 38-44 mm und einer Flügelspannweite von 75-85 mm jedoch deutlich größer wird und im Basalbereich ockerrote Vorderflügel besitzt. Diese Art kommt jedoch in NRW nicht vor!

Lebensraum
An warmen buschbestandenen Hängen, auf Lichtungen und verbuschten Trockenrasen zu finden.

Biologie und Lebensweise
Im (Mai-) Mitte Juni bis Mitte Juli (-August) zu finden. Die männlichen Bergsingzikaden geben mit Hilfe eines Systems von elastischen Membranen, die in Schwingung versetzt werden, sehr hochfrequente Zirptöne von sich, die ältere Menschen jedoch nicht mehr wahrnehmen können. Die Weibchen können die Lockrufe der Männchen mit schnarrenden Lauten beantworten. Die Hörorgane der Bergsingzikade sitzen im Hinterleib. Der Gesang wird in den warmen Tagesstunden von Bäumen aus vorgetragen.

 
 

Bergsingzikaden-Larve (Fotos: Andreas Koch, Stolberg bei Aachen, 01.04.2011, xxl-Fotos per Mausklick auf die Fotos)

Die Weibchen legen die Eier mit ihrem Legebohrer in mehr oder weniger verholzten Zweigen von Sträuchern ab. Die aus den Eiern geschlüpften Larven fallen dann zu Boden und ernähren sich mehrere Jahre (mindestens 2) unterirdisch an Pflanzenwurzeln. Sie saugen dabei Wurzelsaft und leben in mit Analsekret verfestigten ovalen bis runden Höhlungen. Sie sind durch gut entwickelte Grabbeine bestens an ein Leben in der Erde angepaßt. Im Mai häutet sich die Larve (= Imaginalhäutung) dicht über dem Boden zum ausgewachsenen flugfähigen Insekt. Die zunächst noch hellgrüne Ausfärbung dunkelt bald nach. Anhand der vertrockneten Larvenhüllen (= Exuvien) kannn man die Art in geeigneten Biotopen nachweisen.

Nahrung
Die Larven saugen unterirdisch an Wurzeln.

Verbreitung in D/Welt
Paläarktisch und auch in fast ganz Europa verbreitet, jedoch in Nordskandinavien fehlend (nördlichste Fundpunkte in Südschweden). Der Verbreitungsschwerpunkt liegt jedoch in der Mittelmeerregion. In Schleswig- Holstein und Mecklenburg-Vorpommern noch nicht nachgewiesen. Die Bergsingzikade wird in der Roten Liste der gefährdeten Tierarten Deutschlands als "stark gefährdet" geführt und ist nach der Bundesartenschutzverordnung in Deutschland besonders geschützt. In Deutschland kann man die nicht häufige Art nördlich bis an den Rand der Mittelgebirge finden.

Verbreitung in NRW
Die Bergsingzikade ist in NRW nicht häufig, aber ein Gefährdungsgrad dieser schwer zu beobachtenden Art liegt hierzulande wohl nicht vor.

Benutzte Literatur
BELLMANN, H. (2009): Der neue Kosmos-Insektenführer. Franckh-Kosmos Verlag, Stuttgart. 446 S.

BIEDERMANN, R.; NIEDRINGHAUS, R. (2004): Die Zikaden Deutschlands. Bestimmungstafeln für alle Arten. Fründ, Scheeßel. 409 S.

CHINERY, M. (2004): Pareys Buch der Insekten. Franckh-Kosmos Verlag, Stuttgart. 327 S.

NICKEL, H., REMANE, R. (2003): Fauna Germanica - Verzeichnis der Zikaden (Auchenorrhyncha) der Bundesländer Deutschlands. - In: KLAUSNITZER, B. (Hrsg.): Entomofauna Germanica 6. - Ent. Nachrichten und Berichte, Beiheft 8: 130-154.
Hier als pdf-Dokument zum Download!

REMANE, R. & E. WACHMANN (1993): Zikaden kennenlernen - beobachten. Naturbuch Verlag. 288 S.

SEDLAG, U. (1986): Insekten Mitteleuropas. Neumann Verlag Leipzig. 408 S.

STRÜMPEL, H. (2010): Die Zikaden. Die neue Brehm-Bücherei Band 668. Westarp Wissenschaften, Hohenwarsleben. 267 S.

ZAHRADNIK, J. (1989): Der Kosmos-Insektenführer. Franckh'sche Verlagshandlung, Stuttgart. 320 S.

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Weitere Informationen zu Zikaden (Auchenorrhyncha) im Internet

Zikadenprojekt, Uni-Oldenburg: Buchempfehlung, Wissenswertes über Zikaden, Publikationen, Bestimmungsschlüssel, Projekte...

Georg-August-Universität Göttingen, Abteilung Ökologie (Dr. Herbert Nickel): Infos, Literaturempfehlungen usw.


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