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Esparsetten-Widderchen, Esparsetten-Rotwidderchen, Krainer Widderchen -
Zygaena carniolica (SCOPOLI, 1763)
Artenprofil von Axel Steiner


Systematische Einordnung

Stamm: Gliederfüßer (Arthropoda)
Klasse: Insekten (Insecta)
Ordnung: Schmetterlinge (Lepidoptera)
Familie: Widderchen, Blutströpfchen (Zygaenidae)

Fotos (© Christine Reichardt (1-4), Hans-Joachim Weigt (5))
Nieheim/Kreis Höxter (NSG Wenkenberg) (1-4), Marsberg (NSG Kregenberg) (5)


(xxl-Foto)
22.06.2009

(xxl-Foto)
22.06.2009

(xxl-Foto)
22.06.2009
Klick auf die kleinen Bilder oder xxl-Ansicht möglich

(xxl-Foto)
22.06.2009

(xxl-Foto)
07.06.2007
 
Besondere Merkmale

Insekten-ABC, Erklärungen von Fachbegriffen



Esparsetten-Widderchen (Zygaena carniolica (Foto gedreht), Foto: © Christine Reichardt)


Eine der wenigen Widderchen-Arten die anhand der deutlich hell umrandeten roten Flecken auf den Vorderflügeln gut erkannt werden kann. Die Hinterflügel sind karminrot und schwärzlich eingerandet. Vorderflügellänge 15-20 mm; Grundfarbe (blau-)schwarz (grün glänzend) mit 6 roten Flecken; der äußerste Fleck ist langgestreckt und verläuft längs des Saumes; die Flecken sind weiß/gelb geringelt; hinter dem Kopf liegen 2 gelbe Halskrausen; Hinterleib teilweise mit rotem Gürtel

Flügelspannweite: 33-44 mm

Ei:
Liegender Eityp; Eifarbe quittegelb; Draufsicht elliptisch; Struktur aus groben und unregelmäßigen Netzwerk; nach der Mikropylzone (höchster Punkt des Eis = Mikropyle) wird das Netzwerk flacher, zuletzt wie gehämmert; Länge = 0,9 mm, Breite = 0,58-0,61 mm

Raupe:
blassgrün oder gelblich (grüner Zygaenentyp); ausgewachsen etwa 2,5-2,7 cm lang; seitlich mit einer Reihe dreieckiger, schwarzer Flecken und einer Reihe gelber Punkte



Raupe vor der Überwinterung (Foto: © Hans-Joachim Weigt)



Raupe nach der Überwinterung (Foto: © Hans-Joachim Weigt)


Puppe:
gelber/gelblich-weißer ovoid-tönnchenförmiger (eiförmig) Kokon mit schwarzen Flügelscheiden; wie alle Zygaenenpuppen freie, nicht mit dem Körper verklebte Gliedmaßen


Ähnliche Arten/Bestimmungshilfe:
In NRW sind 9 weitere Zygaena-Arten gemeldet, von denen sich das Esparsetten-Widderchen jedoch recht gut anhand der hell gerandeten roten Flecken unterscheidet.

Lebensraum



Typischer Lebensraum des Esparsetten-Widderchen (Marsberg (NSG Kregenberg), Foto: © Hans-Joachim Weigt - xxl-Foto)

Halbtrockenrasen, Wacholderheiden, warme Kalk-Magerrasen, südlich exponierte Hanglagen, sonnige Steinbrüche und Kiesgruben und Bahndämme sind bevorzugte Lebensräume von Zygaena carniolica. Kalk- und Lössböden werden besonders stetig besiedelt, da auf diesem Untergrund auch die Hauptnahrungspflanzen (s. u.) vorkommen. Diese Bindung ist so stark, das das Esparsetten-Widderchen als Leitart der Trocken- und Halbtrockenrasen gilt. In Nordrhein-Westfalen lebt die Raupe des Esparsetten-Widderchens jedoch nicht an der hier kaum vorkommenden Esparsette sondern fast ausschließlich am Hufeisenklee (Hippocrepis comosa). Das Vorkommen dieser Art ist somit an Standorte gekoppelt, an denen auch der Hufeisenklee wächst.

Biologie und Lebensweise
Ab Juni/Juli bis August ist das adulte Esparsetten-Widderchen als tagaktiver "Nachtfalter" etwa 4-5 Wochen zu beobachten. Die Weibchen werden kurz nach ihrem Schlupf sofort von ihren Partnern begattet und legen kurze Zeit später bereits die ersten Eier ab. Die jeweils 20-30 Eier (insgesamt ca. 200-300 Eier/Weibchen) werden in 3 Reihen etwas diagonal versetzt einzeln unter die Blattunterseite der Nahrungspflanze geheftet. Nach etwa 9-14 Tagen (temperaturabhängig!) schlüpfen die Raupen, die sich zunächst mit steigender Größe dreimal häuten, bevor sie im vierten Larvenstadium eine inaktive Diapause einlegen, in der sie dann auch überwintern. Ab Ende Mai des darauffolgenden Jahres verpuppen sich dann die Raupen in ihrem tönnchenförmigen Kokon, der meist in der Bodenschicht abgelegt wird. In Gebieten, die starke Hitze oder große Feuchtigkeit erwarten lassen, können auch Hochkokons 30-50 cm über der Erdoberfläche an Grashalmen oder Ästchen angelegt werden. Nach ca. 16-18 Tagen schlüpfen dann die ausgewachsenen Falter, die nur eine Generation pro Jahr ausbilden.

Das Esparsetten-Widderchen neigt dazu sich an exponierten Halmen/Blüten in den frühen Abendstunden in größeren Gruppen (= Parkstationen) zu versammeln (siehe Foto 5!). Was nun genau der Grund für diese Schlafgemeinschaften ist lässt sich nicht mit Gewissheit sagen (evtl. Schutz durch künstliche Vergrößerung und somit Vortäuschen eines größeren Tieres).

Zygaena carniolica ist ein sehr guter Bioindikator für intakte Trockenrasenbiotope, da die Art sehr empfindlich z. B. auf Beweidung, Bewirtschaftung und Mahd reagiert. Sinkende Bestände sind somit als eindeutiges Warnzeichen zu verstehen!

Nahrung
Die Hauptnahrungspflanzen der Raupen sind die Esparsette (Onobrychis viciifolia), der Hufeisenklee (Hippocrepis comosa) und der Hornklee (Lotus corniculatus). Die Falter besuchen Skabiosen (Scabiosa columbaria), Flockenblumen (Centaurea jacea, C. scabiosa) und die Esparsette. Orchideen (siehe Fotos), Karthäusernelke (Dianthus carthusianorum) und Wilder Majoran (Origanum vulgare) werden ebenfalls gerne besucht.

Verbreitung in D/Welt
Verbreitet in Süd- und Mitteleuropa und östlich bis zum Altai (Grenzgebiet von Kasachstan, Russland (Sibirien), der Mongolei und China).

Verbreitung in NRW
Dank Naturschutzmaßnahmen wird das Esparsetten-Widderchen in der Roten Liste der gefährdeten Schmetterlingsarten in NRW als "Stark gefährdet" = RL2 geführt (sonst wäre es noch seltener!). Über die aktuelle Gefährdungssituation und Verbreitungsschwerpunkte in NRW liegen mir keine weiteren Informationen vor. Jedoch ist anzunehmen, das sich Vorkommen auch in NRW auf naturnahe Trockengebiete - gekoppelt mit dem Auftreten der Futterpflanzen (s. o.) - beschränken werden.

Benutzte Literatur
DÖRING, E. (1955): Zur Morphologie der Schmetterlingseier. Akademie-Verlag. 154 S. und 61 Tafeln

EBERT, G. et al. (1994): Die Schmetterlinge Baden-Württembergs. Bd. 3. Nachtfalter I. Eugen Ulmer GmbH & Co. S. 243-254

LYNEBORG, L. & N. JONSSON (1975): Nachtfalter. BLV Naturführer, BLV Verlagsgesellschaft. 160 S.

MARKTANNER, T. (1992): Welcher Nachtfalter ist das? Spinner, Spanner, Schwärmer und andere häufige Nachtschmetterlinge. Franckh-Kosmos Verlags-GmbH & Co. 127 S.

NOVAK, I. & SEVERA, F. (1992): Der Kosmos-Schmetterlingsführer. 5., überarb. und verb. Aufl. Stuttgart: Franckh-Kosmos. 357 S.

SAUER, F. (1982): Sauers Naturführer: Raupe und Schmetterling nach Farbfotos erkannt. Fauna-Verlag. 184 S.

WEIDEMANN, H. J. & J. KÖHLER (1996): Nachtfalter - Spinner und Schwärmer. Naturbuch Verlag. 512 S.


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Weitere Informationen zu Schmetterlingen (Lepidoptera) im Internet

Portal für Schmetterlinge und Raupen (Walter Schön): fast 6000 Fotos, mehr als 550 Artenportraits, Bestimmungshilfen, Infos, Kontakte, Links (Stand 07/2008)

Arbeitsgemeinschaft Rheinisch-Westfälischer Lepidopterologen e.V.: Infos, Kontakte, Links

Moths and Butterflies of Europe and North Africa: Diese italienische Seite in englischer Sprache zeigt jede Menge Fotos zu den Tag- und Nachtfaltern Europas.


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