Homepage

Konzeptidee

Artenlisten

Artenprofile

Naturschutz-Praxis

Chronologie

Links

Buchempfehlungen

Newsletter

Natur-Videos

Fotogalerie

Dank an...

Spiel

Suche

Kontakt & Spende

Hilfe

Impressum


 
 

Buchenzahnspinner, Buchen-Spinner - Stauropus fagi (LINNAEUS, 1758)
Artenprofil von Hans-Joachim Weigt
Letzte Änderung: 03.07.2012


Systematische Einordnung

Stamm: Gliederfüßer (Arthropoda)
Klasse: Insekten (Insecta)
Ordnung: Schmetterlinge (Lepidoptera)
Familie: Zahnspinner (Notodontidae)
Unterfamilie:Heterocampinae

Fotos (© Jochen Rodenkirchen)



(xxl-Foto)
15.05.2011

(xxl-Foto)
12.05.2011

(xxl-Foto)
12.05.2011
Klick auf die kleinen Bilder oder xxl-Ansicht möglich
     
Besondere Merkmale

Insekten-ABC, Erklärungen von Fachbegriffen



Aufsicht auf einen Buchenzahnspinner (Foto: Jochen Rodenkirchen, 15.05.2011)

Stauropus fagi ist eine relativ große Zahnspinnerart. Die Vorderflügel sind gestreckt, der Außenrand stark gebogen, die Hinterflügel klein. Männliche und weibliche Imagines unterscheiden sich, was die Flügelzeichnung angeht, nicht. Die weiblichen Tiere haben eine hell- bis mittelbraune Färbung, die Männchen sind deutlich dunkler braun. Die Zeichnungselemente bestehen aus gezackten weißlichen Wellenlinien, die das Mittelfeld einfassen. Im Saumbereich fällt eine Reihe schwarzer Punkte auf. Sie werden zur Flügelmitte hin von weißen Keilflecken begleitet. Die Fransen sind hell- und dunkelbraun gescheckt. Ein dunkler Mittelpunkt ist meist vorhanden. Die Hinterflügel sind wie die Vorderflügel gefärbt. Der Vorderrand ist graubraun und wird von hellen Linien duchschnitten. Der Körper ist braun. Bei einigen Tieren kann der Hinterrand der Vorderflügel rostrot oder der Thorax bis zur Flügelwurzel grau sein.

Flügelspannweite: Die Männchen können 60 mm Spannweite erreichen, die Weibchen sind sogar noch 10-15% größer.

Ei: Hellgelb, in der weiteren Entwicklung wird die obere Hälfte grünlich und der Micropyl-Bereich dunkel. Das Ei hat die Form einer oben abgeflachten, genarbten Kugel mit einen Durchmesser von etwa 1,5 mm.



Ei des Buchenzahnspinners auf einem Buchenblatt (Foto: Jochen Rodenkirchen, 09.07.2010)

Raupe: Die Raupe ist so ziemlich das skurilste, was die mitteleuropäische Schmetterlingsfauna zu bieten hat. Schon bei der Jungraupe sieht der braune Körper wie zerfleddert aus.

   

   

Frühe Raupenstadien des Buchenzahnspinners (Fotos: Jochen Rodenkirchen, xxl-Fotos per Mausklick auf die Fotos)

Das Analsegment ist verbreitert und wird hochgeklappt getragen. Aus ihm entspringen zwei fühlerartige Anhängsel. Der Kopf ist stark abgesetzt und glänzend schwarz. Die Vorderbeine sind - unüblich für eine Schmetterlingsraupe - spinnenartig lang. Da die Raupe bis zum L2-Stadium sehr lebhaft ist, ahmt sie eindeutig eine Ameise nach. Bei der ausgewachsenen, jetzt gleichmäßig braunen Raupe hat sich an der Grundform wenig geändert.

   

   

Späte Raupenstadien des Buchenzahnspinners (Fotos: Jochen Rodenkirchen, xxl-Fotos per Mausklick auf die Fotos)

Der Kopf ist stark abgesetzt und sehr beweglich. Er ist rotbraun und trägt zwei dunkle Streifen. Der Thorax ist ebenfalls abgesetzt. Der übrige Körper trägt dorsalseits zwölf spitze Kegel. Das letzte Segment ist stark vergrößert und blattartig geformt. Es wird bei Beunruhigung zum Kopf hin gekrümmt. Die Raupe ist sehr wehrhaft und beißt auch schon mal zu, wenn sie angefasst wird.

Puppe: Die glänzend schwarzbraune Puppe ruht in einem recht festen weißlichen Gespinst.

   

Puppe des Buchenzahnspinners am 18.09.2010, links mit Kokonrest und Raupenhülle (Fotos: Jochen Rodenkirchen, xxl-Fotos 1, 2)

Lebensraum



Typischer Lebensraum: Perlgras-Rotbuchenwald, NRW, märkisches Sauerland bei Hagen-Holthausen, NSG Weißenstein 04.06.2007 (Foto: Hans-Joachim Weigt, xxl-Foto)

Der Buchenzahnspinner ist Leitart der warm-feuchten Perlgras- und Hainsimsen-Buchenwälder, kommt aber auch in Mischwäldern mit entsprechendem Rotbuchenanteil vor. Waldränder werden bevorzugt. Die Art kommt sowohl im Flach- als auch im höheren Bergland vor. Als Wipfelbewohner entgeht sie meist der Beobachtung.

Biologie und Lebensweise
Erscheinungszeiten: Im Münsterland und in der Rheinischen Tiefebene kann der Buchenzahnspinner oft schon Ende April beobachtet werden. Im Sauerland und der Eifel erscheint er nicht vor Anfang Juni. Die Raupe lebt von Juni bis September verborgen zwischen den Blättern. Die Puppe überwintert.

Wie bereits angedeutet, entgehen sowohl die Präimaginalstadien als auch die Imagines als Wipfelbewohner meist der Beobachtung. Nach starken Stürmen kann man einzelne, heruntergefallene Raupen beim Aufbaumen sehen. Die Imagines können nachts an künstlicher Beleuchtung beobachtet werden. Sie nehmen hier schnell ihre Ruheposition ein, wobei sie die Hinterflügel so weit vorschieben, dass sie die Vorderflügel überragen. Nun sieht man auch, warum der Vorderrand der Hinterflügel ein Zeichnungsmuster aufweist.

Das Weibchen legt die Eier in kleinen Spiegeln meist unter die Buchenblätter. Die kleinen Raupen sind außerordentlich flink, während die ausgewachsenen Raupen eher stationär bleiben. Zur Verpuppung fertigt die Raupe zwischen Blättern einen recht lockeren, aber dennoch festen Kokon an.



Kokon mit Puppe des Buchenblattspinners auf einem Buchenblatt am 18.09.2010 (Foto: Jochen Rodenkirchen, xxl-Foto)

Nahrung
Hauptnahrung sind die Blätter der Rotbuche (Fagus silvatica). In der Literatur werden als Nahrungspflanzen Hainbuche (Carpinus), Birke (Betula), Eiche (Quercus spec.), Linde (Tilia), Hasel (Corylus) aber auch verschiedene Obstbäume genannt. Bei diesem opulenten Speisezettel müsste die Art außerhalb der Buchenwälder häufiger in Erscheinung treten. Ich vermute, dass diese Pflanzen eher bei der Zucht verwendet wurden.

Verbreitung in D/Welt
Stauropus fagi kommt in Deutschland gemeinsam mit der Rotbuche flächendeckend vor. Die Gesamtverbreitung ist eurasiatisch, mitteleuropäisch montan.

Verbreitung in NRW
Die Art kann in NRW in allen Buchenwäldern beobachtet werden.

Weiterführende Literatur
Arbeitsgemeinschaft der rheinisch-westfälischen Entomologen (2011): Rote Liste der gefährdeten Schmetterlinge (Lepidoptera) in Nordrhein-Westfalen - Schriftenreihe (elektronisch) der Landesanstalt für Ökologie, Bodenordnung und Forsten Recklinghausen.

BERGMANN, A. (1953): Die Großschmetterlinge Mitteldeutschlands, 3. - Leipzig-Jena (Urania).

DÖRING, E. (1955): Zur Morphologie der Schmetterlingseier. - Berlin (Akademie-Verlag).

EBERT, G. (HRSG.) (1994): Die Schmetterlinge Baden-Württembergs, 4. Band, Nachtfalter II - Stuttgart (Ulmer)

FORSTER, W. & Th. A. WOHLFAHRT (1960): Die Schmetterlinge Mitteleuropas, Band III, Spinner und Schwärmer (Bombyces et Sphinges). - Stuttgart (Franckh).

KARSHOLT,O. & RAZOWSKI, J. (1996): The Lepidoptera of Europe. A Distributional Checklist – Stenstrup Danmark (Apollo Books)

KOCH, M. (1984): Wir bestimmen Schmetterlinge, Bände 1 – 4, Melsungen (Neumann).

LERAUT, P. (1980): Liste systematique et synonymique des Lepidopteres de France, Belgique et Corse. - Alexanpr, Paris.

LEPIDOPTEREN ARBEITSGRUPPE (2000): Schmetterlinge und ihre Lebensräume Band 3 – Egg (Schweizerischer Bund für Naturschutz)

PORTER, J. (1997): Colour Identification Guide to Caterpillars of The British Isles -London (Viking)

ROUGEOT, P.C. & VIETTE, P. (1983): Die Nachtfalter Europas und Nordafrikas. 1. Schwärmer und Spinner (1. Teil) - Keltern

SEITZ, A. (1913): Die Großschmetterlinge der Erde, I. Abteilung: Die Großschmetterlinge des Palaearctischen Faunengebietes, II. Band: Spinner und Schwärmer. - Stuttgart.




Zur Buchliste weiterer interessanter Schmetterling-Bücher auf www.natur-in-nrw.de

Weitere Informationen zu Schmetterlingen (Lepidoptera) im Internet

Portal für Schmetterlinge und Raupen (Walter Schön): fast 6000 Fotos, mehr als 550 Artenportraits, Bestimmungshilfen, Infos, Kontakte, Links (Stand 07/2008)

Arbeitsgemeinschaft Rheinisch-Westfälischer Lepidopterologen e.V.: Infos, Kontakte, Links

Moths and Butterflies of Europe and North Africa: Diese italienische Seite in englischer Sprache zeigt jede Menge Fotos zu den Tag- und Nachtfaltern Europas.


Zur Linkliste weiterer interessanter Schmetterling-Internetseiten auf www.natur-in-nrw.de