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Kurzschwänziger Bläuling, Kleebläuling
Cupido (Everes) argiades (PALLAS, 1771)
Artenprofil von Axel Steiner
Letzte Änderung: 02.08.2017


Systematische Einordnung

Stamm: Gliederfüßer (Arthropoda)
Klasse: Insekten (Insecta)
Ordnung: Schmetterlinge (Lepidoptera)
Familie: Bläulinge und Feuerfalter (Lycaenidae)

Fotos (© Günter Reinartz (1-3), Susanne Oelke (4-6))
Kamen (Seseke-Ufer, 1-3), Lohmar (Ümichbachtal, 4-6)


27.08.2012
Männchen
(xxl-Foto)

27.08.2012
Männchen
(xxl-Foto)

27.08.2012
Männchen
(xxl-Foto)
Klick auf die kleinen Bilder oder xxl-Ansicht möglich

02.08.2017
Weibchen
(xxl-Foto)

02.08.2017
Weibchen
(xxl-Foto)

02.08.2017
Weibchen
(xxl-Foto)
Besondere Merkmale

Insekten-ABC, Erklärungen von Fachbegriffen

sehr kleine Bläulingsart; Hinterflügel-Unterseite mit je 2 markanten orangeroten Randflecken vor dem Innenwinkel; dünne, spitze fadenförmige Schwänzchen (können bei abgeflogenen Exemplaren fehlen!); ungescheckte Befransung; Flügelunterseite weißlich graublau

Spannweite: 20-27 mm



Kurzschwänziger Bläuling (Foto © Christine Reichardt, 21.08.2012 - Neuer Botanischer Garten Göttingen, xxl-Foto)


Männchen: Vorderflügel-Oberseite ohne Diskoidalfleck; Oberseite der 1. Generation blauviolett, die der 2. Generation weniger violett und dunkler gefärbt; Flügelränder schwarz gesäumt; schwarze Flecken am Hinterflügelrand

Weibchen: oberseits braun mit unterschiedlich ausgedehnter blauer Bestäubung und orangenem Fleck am Hinterflügelrand

Ei: typisches Lycaenidenei - rundlich und flachgedrückt mit unregelmässigem weissem Netzwerk



Ein an Esparsette abgelegtes Ei eines Kurzschwänzigen Bläulings (Foto © Ute Köhler, 03.09.2016 - Ülpenich, xxl-Foto)


Raupe: grün; gelegentlich mit roten Seiten- und/oder Rückenstreifen; überwinternde Raupen rötlichbraun; deutliche Behaarung


Puppe: bräunlichgelb/grüne, schlanke, meist punktierte, langbehaarte Gürtelpuppe; am ersten Hinterleibssegment mit einem Paar großer schwarzer Punkte


Ähnliche Art:

Südlicher Kurzschwänziger Bläuling (Cupido (Everes) alcetas): ohne kräftige orangefarbige Flecken auf der Hinterflügelunterseite; Weibchen oberseits nicht bläulich bestäubt

Lebensraum
Bevorzugte Lebensräume von Cupido argiades stellen blüten- und gebüschreiche Uferbereiche von Flüssen und Seen, warmfeuchte Wiesen in Niederungen, extensiv genutzte Wiesen, Kleefelder, kiesige Ruderalflächen (mit Goldrute, Weiden), steinige Hänge und sonnige Waldlichtungen dar.



Kurzschwänziger Bläuling (Foto © Christine Reichardt, 21.08.2012 - Neuer Botanischer Garten Göttingen, xxl-Foto)

Biologie und Lebensweise
Flugzeit von Ende April bis August in 2 Generationen (1: Ende April bis Mitte Juni und 2: Juli bis August/September). Männchen zeigen ein Territorialverhalten und wählen überhängende Grashalme oder Blütenköpfe als Ansitz aus. Von dort werden Weibchen angeflogen.



Eiablage des Kurzschwänzigen Bläulings (Foto © Günter Reinartz, xxl-Foto)

Nach der Paarung werden die Eier einzeln an den Blütenköpfen abgelegt, an denen nach dem Schlupf die jungen Raupen fressen.



Kopula des Kurzschwänzigen Bläulings (Foto © Christine Reichardt, 21.08.2012 - Neuer Botanischer Garten Göttingen, xxl-Foto)

Die Gürtelpuppe wird in der Bodenvegetation angelegt. Die Raupen der 1. Generation überwintern und sind von August bis April des folgenden Jahres und von Juni bis Juli (2. Generation) zu finden. Nach der Überwinterung nimmt die Raupe nur noch Wasser zu sich und verpuppt sich dann (WEIDEMANN, 1986). Aus der ausgehungerten Raupe/Puppe schlüpfen dann - im Vergleich zur 2. Generation - kleinere Falter.



Kopula des Kurzschwänzigen Bläulings (Foto © Christine Reichardt, 21.08.2012 - Neuer Botanischer Garten Göttingen, xxl-Foto)

Nahrung
Raupe: Die Raupe des Kurzschwänzigen Bläulings lebt auf verschiedenen Kleearten (insbesondere Rot-Klee (Trifolium pratense), Luzerne (Medicago sativa), Kronwicke (Coronilla), Vogelwicke (Vicia cracca), Sumpf-Hornklee (Lotus uliginosus) und Gewöhnlicher Hornklee (Lotus corniculatus). Die Raupen fressen an Blüten, Früchten und Jungblättern, sie sind aber wohl auch kannibalisch (einzelne Eiablage!).



Das auch die Saat-Esparsette (Onobrychis viciifolia) als Futterpflanze in Frage kommt zeigt diese Eiablage des Kurzschwänzigen Bläulings (Foto © Ute Köhler, 03.09.2016, Ülpenich, xxl-Foto)

Falter: Der Kurzschwänzige Bläuling besucht insbesondere gelbblühende Pflanzen zur Nektarsuche. Neben Hornklee-Arten spielt als einzige nicht zu den Fabaceen (= Hülsenfrüchtler) gehörende Pflanzenart der Blutweiderich (Lythrum salicaria) eine größere Rolle.



Kurzschwänziger Bläuling (Foto © Christine Reichardt, 21.08.2012 - Neuer Botanischer Garten Göttingen, xxl-Foto)

Verbreitung in D/Welt
Lokal in Süd-, Mittel- und Osteuropa über Asien bis Japan und in Nordamerika verbreitet. In den letzten Jahren breitet sich der Kurzschwänzige Bläuling nach Jahren stetigen Rückgangs, vermutlich im Zusammenhang mit der Klimaerwärmung, in Richtung Norden aus. Auch die Individuenzahl der Bestände scheint sich zu erholen. Schwerpunkte in Baden-Württemberg finden sich im Oberrheinischen Tiefland (Südliche/Nördliche Oberrheinebene) und am Kaiserstuhl.



Kurzschwänziger Bläuling (Foto © Christine Reichardt, 21.08.2012 - Neuer Botanischer Garten Göttingen, xxl-Foto)

Verbreitung in NRW
In PÄHLER & DUDLER (2010) heißt es noch

"Die letzten Fundmeldungen vom Kurzschwänzigen Bläuling stammen von HARTWIG (1930) aus dem Weserbergland bei Holzminden. UFFELN (1908) beschreibt die letzten Beobachtungen von der Westfälischen Bucht aus den Emswiesen bei Rietberg. Nach diesen historischen Funden ist diese Bläulingsart im Bearbeitungsgebiet nicht mehr beobachtet worden. Auch in den benachbarten Bundesländern ist er bereits seit langer Zeit ausgestorben bzw. verschollen."

Auch in der Liste der bedrohten Schmetterlingsarten NRWs (2010) wird Cupido argiades noch in der Kategorie 0 = ausgestorben oder verschollen geführt.



Kurzschwänziger Bläuling (Foto © Ute Köhler, 03.09.2016, Ülpenich, xxl-Foto)

Die oben gezeigten Bilder von Günter Reinartz aus Kamen vom Seseke-Ufer (27.08.2012) stellen die erste Beobachtung nach langen Jahren dar. Weitere Bilder dieses Artenprofils stammen von Christine Reichardt, die ihr einige Tage vorher am 21.08.2012 im Botanischen Garten Göttingen (Niedersachsen, gut 50 km von der NRW-Grenze entfernt) gelungen sind.

Erfreulicher Weise konnte Horst Günter Neuhoff in diesem Jahr (2013) ebenfalls ein Exemplar des Kurzschwänzigen Bläuling in der Wahner Heide - und wieder Ende August - bei Köln beobachten. Die Art scheint sich nun also wieder etwas häufiger zu zeigen und sich evtl. wieder ausbreiten.



Kurzschwänziger Bläuling (Foto © Horst Günter Neuhoff, 22.08.2013 - Wahner Heide (Bereich ehem. Camp Altenrath), xxl-Foto)

Nach einer E-Mail-Mitteilung (18.07.2017) von Ferdinand von Praun ist der Kurzschwänzige Bläuling auch in Bochum an der Zeche Hannover gesichtet worden. Inzwischen konnte ich auch 3 Bilder von Susanne Oelke in diesem Artenprofil einbauen, die in Lohmar im Ümichbachtal ein Weibchen fotografieren konnte.

Benutzte Literatur
BÜHLER-CORTESI, T. (2009): Schmetterlinge. Tagfalter der Schweiz. Haupt-Verlag. 238 S.

EBERT, G. & E. RENNWALD (Hrsg.) (1993): Die Schmetterlinge Baden-Württembergs. Band 2: Tagfalter II. Eugen Ulmer GmbH & Co. 535 S.

KOCH, M. (1984): Wir bestimmen Schmetterlinge - Tagfalter Deutschlands. Ausgabe in einem Band; Neumann Verlag Radebeul. 792 S.

NOVAK, I. & SEVERA, F. (1992): Der Kosmos-Schmetterlingsführer. 5., überarb. und verb. Aufl. Stuttgart: Franckh-Kosmos. 357 S.

PÄHLER, R. & H. DUDLER (2010): Die Schmetterlingsfauna von Ostwestfalen-Lippe und angrenzender Gebiete in Nordhessen und Südniedersachsen. Band 1. - Eigenverlag. 608 S. Verl

RUCKSTUHL, T. (2002): Schmetterlinge und Raupen. Bestimmen - Kennenlernen - Schützen. Gondrom Verlag. Bindlach. 240 S.

SCHUMACHER et al. (2010): Rote Liste und Artenverzeichnis der Schmetterlinge - Lepidoptera - in Nordrhein-Westfalen. 4. Fassung, Stand Juli 2010 pdf

SCHWEIZERISCHER BUND FÜR NATURSCHUTZ (HRSG.)(1987): Tagfalter und ihre Lebensräume. - Arten - Gefährdung - Schutz. 516 S.

TOLMAN, T. & R. LEWINGTON (2012): Schmetterlinge Europas und Nordwestafrikas. Alle Tagfalter - Über 2000 Arten. 2. Aufl. Franckh-Kosmos Verlags-GmbH & Co. KG, Stuttgart. 383 S.

WEIDEMANN, H.-J. (1986): Tagfalter: Entwicklung - Lebensweise. - Melsungen: Neumann-Neudamm (JNN-Naturführer), Bd. 1. 282 S.

WILLNER, W. (2012): Die Schmetterlinge Deutschlands in ihren Lebensräumen. Finden und Bestimmen. Quelle & Meyer Verlag Wiebelsheim. 288 S.


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Weitere Informationen zu Schmetterlingen (Lepidoptera) im Internet

wikipedia: Kurzschwänziger Bläuling

Portal für Schmetterlinge und Raupen (Walter Schön): ca. 10.000 Fotos, ca. 900 Artenportraits, Bestimmungshilfen, Infos, Kontakte, Links (Stand 04/2013)

Arbeitsgemeinschaft Rheinisch-Westfälischer Lepidopterologen e.V.: Infos, Kontakte, Links

Naturschutzbund (NABU) Nordrhein-Westfalen: TagfalterMonitoring in NRW, Kartieranleitung, Kommentierte Artenliste NRW, Infos...

Moths and Butterflies of Europe and North Africa: Diese italienische Seite in englischer Sprache zeigt jede Menge Fotos zu den Tag- und Nachtfaltern Europas.


Zur Linkliste weiterer interessanter Schmetterling-Internetseiten auf www.natur-in-nrw.de