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Kreuzenzian-Ameisenbläuling, Rebels Enzianbläuling
Maculinea rebeli (HIRSCHKE, 1904)
Artenprofil von Axel Steiner
Letzte Änderung: 16.07.2017


Systematische Einordnung

Stamm: Gliederfüßer (Arthropoda)
Klasse: Insekten (Insecta)
Ordnung: Schmetterlinge (Lepidoptera)
Familie:
Bläulinge und Feuerfalter (Lycaenidae)
Synonyme:



Phengaris alcon ssp. rebeli, Phengaris rebeli, Maculinea alcon ssp. rebeli, Glaucopsyche rebeli, Glaucopsyche alcon ssp. rebeli


Fotos (© Christine Reichardt)
NSG Kalktriften & NSG Bielenberg (Höxter)


(xxl-Foto)

Männchen
08.06.2017

(xxl-Foto)

Weibchen
06.06.2017

(xxl-Foto)

Weibchen
10.06.2017
Klick auf die kleinen Bilder oder xxl-Ansicht möglich
     
Besondere Merkmale

Insekten-ABC, Erklärungen von Fachbegriffen

 

Die Flügelunterseiten des Kreuzenzian-Ameisenbläulings sind hellgrau gefärbt und mit relativ großen schwarzen, hell umrandeten Flecken versehen. (Fotos © Christine Reichardt, 27.06.2016, NSG Bielenberg (Höxter), xxl-Fotos bei Bildklick)


Männchen: Flügeloberseiten intensiv blau gefärbt mit schmalem, schwarzen Rand; Befransung ungescheckt



Kreuzenzian-Ameisenbläuling-Männchen (Foto © Christine Reichardt, 08.06.2017, NSG Bielenberg (Höxter), xxl-Foto bei Bildklick)

Weibchen: Flügeloberseiten dunkelbraun mit blauer Färbung an den Flügelwurzeln; Befransung ungescheckt; Postdiskalflecke meist sichtbar



Kreuzenzian-Ameisenbläuling-Weibchen (Foto © Christine Reichardt, 08.06.2017, NSG Bielenberg (Höxter), xxl-Foto bei Bildklick)

Spannweite: 32-36 mm


Ei: Eifarbe hellgrün mit dicker weißer Struktur aus starkrippigem Netzwerk; vom Pol bis zum Eiboden mit 15-17 Maschen, die unteren 6-6 bestehen nur noch aus rundlichen Trichtern; winzige 9-10-blättrige Micropylrosette in einer tiefen Grube; Umriss der Draufsicht fast glatt in kuchenförmig flacher Form; Durchmesser: 0,5-0,6 mm; Höhe: 0,23-0,25 mm



Eier des Kreuzenzian-Ameisenbläuling (Foto © Christine Reichardt, 08.06.2017, NSG Bielenberg (Höxter), xxl-Foto bei Bildklick)

Raupe: zylindrisch; glatt; glänzend; graurosa

Puppe: glatt und fast ohne Zeichnung; Abdomen etwas gewölbt; zunächst weisslich und dann nach und nach kastanienbraun verfärbend


Ähnliche Arten:

Die Bläulingsarten Maculinea alcon (Lungenenzian-Bläuling) und Maculina rebeli (Kreuzenzian-Ameisenbläuling) wurden lange Zeit als getrennte Arten betrachtet. Da beide Arten genetisch nicht voneinander getrennt werden können vermutet man inzwischen Varianten derselben Art, die sich in Abhängigkeit von ihrem Lebensraum unterschiedlich entwickeln. Maculinea alcon ist im Gegensatz zum Kreuzenzian-Ameisenbläuling an feuchte, nasse Wiesen oder Waldlichtungen und die Nahrungspflanze Lungenenzian (Gentiana pneumonanthe) angepasst.

Lebensraum
Geeignete Maculinea rebeli-Lebensräume stellen trockenere Gebiete, wie z. B. offene Kalkmagerrasen mit lockerer und teils offener Bodenvegetation dar. Entscheidend für eine erfolgreiche Besiedelung ist das Vorkommen der Nahrungspflanze Kreuzenzian (Gentiana cruciata) in Kombination mit einem häufigen Vorkommen der Wirtsameisenart Myrmica schenki.



Kreuzenzian-Ameisenbläuling-Weibchen auf Rotklee
(Foto © Christine Reichardt, 06.06.2017, NSG Bielenberg (Höxter), xxl-Foto bei Bildklick)

Biologie und Lebensweise
Die Kreuzenzian-Ameisenbläulinge fliegen in einer Generation von Anfang/Mitte Juni bis Ende Juli. Die Hauptflugzeit liegt dabei im Juli.





Paarung der Kreuzenzian-Ameisenbläulinge, links: Männchen, rechts: Weibchen
(Fotos © Christine Reichardt, 06.06.2017, NSG Bielenberg (Höxter), xxl-Fotos bei Bildklick)

Die Eier werden einzeln, aber meist in größerer Anzahl, in blütennahen Bereichen an den Nahrungspflanzen abgelegt. Die Raupen fressen sich zunächst in die Blütenknospen der Nahrungspflanze. Später lassen sie sich von den Pflanzen fallen, sondern vermutlich Ameisenlockduftstoffe ab und werden schnell von Myrmica-Ameisen gefunden und in deren Nest getragen. Die Raupen sind in der Lage den Ameisenduft zu imitieren und werden keineswegs von den Ameisen gefressen. Stattdessen werden sie sogar von den Ameisen durch Kropffütterung mittels erbrochenem Nahrungsbrei ernährt. Angeblich sollen die Ameisen bei einer Störung des Nestes die Maculinea-Raupen sogar noch vor ihrem eigenen Nachwuchs in Sicherheit bringen. Die Raupen "revanchieren" sich dadurch, dass sie die Ameisenbrut fressen.



Eiablage eines Kreuzenzian-Ameisenbläuling-Weibchens
(Foto © Christine Reichardt, 08.06.2017, NSG Bielenberg (Höxter), xxl-Foto bei Bildklick)

Auch die Überwinterung und Verpuppung findet im Schutz des Ameisenwirtsnestes statt.
Als Wirtsameisenart kommt in erster Linie Myrmica schenki in Frage.
Im Frühjahr schlüpfen die Falter und müssen sich zügig aus dem Ameisennest befreien, da sie nicht über die schützende Duftmarkierung der Raupen verfügen und so zur leichten Beute der Ameisen werden können.

Nahrung
Raupe: Die Nahrungspflanze der Raupen stellt fast ausschließlich der Kreuzenzian (Gentiana cruciata) dar, wobei laut Literatur wohl auch Schwalbenwurz-Enzian (G. asclepiadea) und Deutscher Enzian (G. germanica) in Frage kommen.

Falter: Die Falter besuchen laut Literaturangaben relativ unspezifisch u. a. Gewöhnlichen Hornklee, Wiesen-Platterbse, Kleiner Klappertopf und Feld-Thymian. Ein oben gezeigtes Bild zeigt, dass auch Margeriten (Leucanthemum vulgare) als Nahrungsquelle genutzt werden.



Kreuzenzian-Ameisenbläuling bei der Nahrungssuche
(Foto © Christine Reichardt, 06.06.2017, NSG Bielenberg (Höxter), xxl-Foto bei Bildklick)



Auch der Kreuzenzian kommt natürlich als Nahrungsquelle für dieses Weibchen in Frage.
(Foto © Christine Reichardt, 08.06.2017, NSG Bielenberg (Höxter), xxl-Foto bei Bildklick)

Verbreitung in D/Welt
Der Kreuzenzian-Ameisenbläuling ist in Nord-Spanien und im mittlerem Süd-, Ost- und Südosteuropa verbreitet. Er fehlt auf den Britischen Inseln und in mittelmeernahen Gebieten.
In Deutschland ist die Art gefährdet (RL 3), selten, bei langfristigem mäßigem Rückgang und kurzfristigem gleich bleibendem Bestandstrend. Dennoch war die Art in der alten Roten Liste von 1998 noch mit dem Status RL 2 = stark gefährdet gelistet.



Kreuzenzian-Ameisenbläuling-Weibchen beim frühmorgendlichen sonnen
(Foto © Christine Reichardt, 27.06.2016, NSG Bielenberg (Höxter), xxl-Foto bei Bildklick)

Die Verbreitung in Deutschland beschränkt sich auf die südlicheren Bundesländer Thüringen (Werra-Region in Südthüringen), Hessen (Kassel-Region), Nordrhein-Westfalen (Kreis Höxter), Rheinland-Pfalz (aufgrund fehlender aktueller Meldungen: ausgestorben bzw. verschollen), Bayern (Fränkische Alb) und Baden-Württemberg (Bodensee, Krauchgau, Tauberland, Schwäbische Alb).

Verbreitung in NRW
In NRW kommt der Kreuzenzian-Ameisenbläuling nur im Länderdreieck Nordrhein-Westfalen/Niedersachsen/Hessen im Kreis Höxter vor. In dieser Region im Weserbergland erreicht Maculinea rebeli auch seine nördliche Verbreitungsgrenze. Dort sind auch alle hier gezeigten Bilder entstanden. Die Art wurde in dieser Region (bei Willebadessen) 1971 erstmals beobachtet und konnte sich durch erfolgreiche Pflegemaßnahmen in mehreren Naturschutzgebieten im weiteren Umkreis von Höxter etablieren. In geeigneten Lebensräumen ist der Kreuzenzian-Ameisenbläuling sogar recht häufig. In der Roten Liste hat er den Status 2S zugewiesen bekommen. Dies bedeutet, dass die Art in NRW zwar als stark gefährdet eingestuft ist, aber ihre Vorkommen dank Schutzmaßnahmen in den für sie geeigneten Naturschutzgebieten als gesichert gilt.



Kreuzenzian-Ameisenbläuling (Foto © Christine Reichardt, 08.06.2017, NSG Kalktriften (Höxter), xxl-Foto bei Bildklick)

Als Pflegemaßnahmen der Lebensräume hat sich eine Beweidung durch Ponys bewährt, welche die Pflanzen sauber abbeißen und nicht ausrupfen, wie andere Weidetiere. Der Enzian ist für die Tiere wohl ungenießbar und übersteht auch die Trittbelastung. Es gibt allerdings auch Literaturangaben, die besagen, dass z. B. Rehe den Enzian durchaus fressen, so dass über Schutz der Pflanzen nachgedacht werden muss, sofern die Bestände zurückgehen. Andernfalls wird die hübsche Bläulingsart wohl auch an den wenigen NRW-Standorten aussterben.

Benutzte Literatur
BELLMANN, H. (2016): Der Kosmos Schmetterlingsführer. Kosmos Naturführer. Schmetterlinge, Raupen und Nahrungspflanzen. Franckh-Kosmos Verlags-GmbH & Co. KG, Stuttgart. 448 S.

BÜHLER-CORTESI, T. (2009): Schmetterlinge. Tagfalter der Schweiz. Haupt-Verlag. 238 S.

DÖRING, E. (1955): Zur Morphologie der Schmetterlingseier. Akademie-Verlag, Berlin. 154 S. und 61 Tafeln

EBERT, G. & E. RENNWALD (Hrsg.) (1993): Die Schmetterlinge Baden-Württembergs. Band 2: Tagfalter II. Eugen Ulmer GmbH & Co. 535 S.

KOCH, M. (1984): Wir bestimmen Schmetterlinge - Tagfalter Deutschlands. Ausgabe in einem Band; Neumann Verlag Radebeul. 792 S.

PÄHLER, R. & H. DUDLER (2010): Die Schmetterlingsfauna von Ostwestfalen-Lippe und angrenzender Gebiete in Nordhessen und Südniedersachsen. Band 1. - Eigenverlag. 608 S. Verl

REINHARDT, R. & R. BOLZ (2011): Rote Liste und Gesamtartenliste der Tagfalter (Rhopalocera) (Lepidoptera: Papillionoidea et Hesperioidea) Deutschlands. Naturschutz und Biologische Vielfalt 70 (3), S. 167-194, Bundesamt für Naturschutz

SCHUMACHER et al. (2010): Rote Liste und Artenverzeichnis der Schmetterlinge - Lepidoptera - in Nordrhein-Westfalen. 4. Fassung, Stand Juli 2010 pdf

SCHWEIZERISCHER BUND FÜR NATURSCHUTZ (HRSG.)(1987): Tagfalter und ihre Lebensräume. - Arten - Gefährdung - Schutz. 516 S.

TOLMAN, T. & R. LEWINGTON (2012): Schmetterlinge Europas und Nordwestafrikas. Alle Tagfalter - Über 2000 Arten. 2. Aufl. Franckh-Kosmos Verlags-GmbH & Co. KG, Stuttgart. 383 S.

WEIDEMANN, H.-J. (1986): Tagfalter: Entwicklung - Lebensweise. - Melsungen: Neumann-Neudamm (JNN-Naturführer), Bd. 1, 288 S.

WILLNER, W. (2017): Taschenlexikon der Schmetterlinge Europas. Alle Tagfalter im Porträt. Quelle & Meyer Verlag Wiebelsheim. 450 S.


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Weitere Informationen zu Schmetterlingen (Lepidoptera) im Internet
Manuela Siewers: Der Kreuzenzian-Ameisenbläuling (Maculinea rebeli). Zur Situation und Entwicklung der Vorkommen im Kreis Höxter im Zeitraum von 1990 bis 2008

lepiforum: Maculinea rebeli

Portal für Schmetterlinge und Raupen (Walter Schön): ca. 12.000 Fotos, ca. 1050 Artenportraits, Bestimmungshilfen, Infos, Kontakte, Links (Stand 07/2017)

Arbeitsgemeinschaft Rheinisch-Westfälischer Lepidopterologen e.V.: Infos, Kontakte, Links

Naturschutzbund (NABU) Nordrhein-Westfalen: TagfalterMonitoring in NRW, Kartieranleitung, Kommentierte Artenliste NRW, Infos...

Moths and Butterflies of Europe and North Africa: Diese italienische Seite in englischer Sprache zeigt jede Menge Fotos zu den Tag- und Nachtfaltern Europas.


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