Homepage

Konzeptidee

Artenlisten

Artenprofile

Naturschutz-Praxis

Chronologie

Links

Buchempfehlungen

Newsletter

Natur-Videos

Fotogalerie

Dank an...

Spiel

Suche

Kontakt & Spende

Hilfe

Impressum


 
 

Glänzende Smaragdlibelle (Somatochlora metallica) (VANDER LINDEN, 1825)
Artenprofil von Heide Gospodinova & H.-Willi Wünsch
letzte Änderung: 27.05.2015


Systematische Einordnung

Stamm: Gliederfüßer (Arthropoda)
Klasse: Insekten (Insecta)
Ordnung: Libellen (Odonata)
Familie: Falkenlibellen (Corduliidae)

Fotos (© H.-W. Wünsch (1))



(xxl-Foto)
Männchen
   
Klick auf die kleinen Bilder oder xxl-Ansicht möglich
     
Besondere Merkmale

Insekten-ABC, Erklärungen von Fachbegriffen

Bedeutungen des wissenschaftlichen Namens:
Somatochlora: "soma" (gr.) = Körper und "chloros" (gr.) = grün
metallica: "metallum" (lat.) = Metall



Weibliche junge Gänzende Smaragdlibelle (Foto: H.-Willi Wünsch, xxl-Foto per Bildklick)


Bei den jungen Tieren der Glänzenden Smaragdlibelle sind der Thorax und das Abdomen von einem glänzend metallisch grünen Glanz. Mit zunehmendem Alter verfärbt sich das intensive grün in goldgrün bis hin zu einem stumpfen Kupferton. Die Stirn vor den Augen weist eine gelbe Querbinde auf. Diese darf zu Bestimmungszwecken nicht mit der Querbinde zwischen Stirn und Oberlippe verwechselt werden. Der Hinterleib der Männchen ist tailliert. Von vorne nach hinten betrachtet, verdickt sich der Hinterleib zur Mitte hin und ist im Bereich des fünften und sechsten Segmentes am breitesten. Ab dem achten Segment verjüngt sich das Abdomen zusehends und mündet in zwei parallel zueinander stehenden Hinterleibsanhängen (= Cerci). Das Abdomen der Weibchen ist zylindrisch geformt. Ab dem ersten Hinterleibssegment wird es zum Ende hin schmaler. Die beiden parallel zueinander verlaufenden Hinterleibsanhänge sind etwa doppelt so lang wie das 10. Abdominalsegment.



Ovipositor einer weiblichen Gänzenden Smaragdlibelle (Foto: Heide Gospodinova, xxl-Foto per Bildklick, 21.06.2012)

Kennzeichnend bei den Weibchen ist eine auffällige, senkrecht zum Hinterleib abstehende, spitze, etwa 3 mm lange abstehende Legescheide (= Ovipositor).

Körperlänge: 60 mm; Flügelspannweite: 70 mm


Ähnliche Arten:
Glänzenden Smaragdlibellen sind im Flug nicht leicht anzusprechen und es kommt oft zu Verwechslungen mit der Gemeinen Smaragdlibelle (Cordulia aenea). Der Körper der Glänzenden Smaragdlibelle glänzt jedoch um einiges stärker in grün-metallic als jene der Gemeinen Smaragdlibelle. Die Augen der adulten Imagines beeindrucken durch ein kräftig leuchtendes goldgrün, während das Grün der Augen der Gemeinen Smaragdlibelle etwas dunkler und stumpfer wirkt. Zudem ist diese stärker behaart als Somatochlora metallica. Die Flügelmale der Glänzenden Smaragdlibelle sind einfarbig schwarz.



Verwechslungsart Gemeine Smaragdlibelle (Weibchen, Foto: H.-W. Wünsch, xxl-Foto per Bildklick)


Beschreibung der Larve nach Bellmann (2007):
Plumpe Larve mit Analpyramide aus 5 Dornen > Fangmaske gewölbt. Fanghaken dreieckig mit gezähntem Rand und kurzem, beweglichem Zahn > Fanghaken regelmäßig und deutlich gezähnt > Segment 9 mit kürzeren Lateraldornen, die die Spitze der Analpyramide nicht erreichen > Segment 3-9 mit Dorsal(Rücken)dornen, die auf den hinteren Segmenten sehr deutlich sind > Lateraldornen an Segment 9 kurz, kaum länger als die an Segment 8



Gänzende Smaragdlibelle (Foto: Heide Gospodinova, xxl-Foto per Bildklick)

Lebensraum
Somatochlora metallica besiedelt stehende Gewässer mittlerer Größe. Teiche mit offenen Wasserflächen, stellenweise vorhandener Schwimmblattvegetation und möglichst bewaldeten Ufern bilden ihr Optimalhabitat. Zum weiteren Besiedlungsspektrum zählen Torfstiche, Altwasser, Angelteiche und Auwaldgewässer. Seltener ist sie in Nieder- und Übergangsmooren sowie mit Schilf bewachsenen Brackwasserseen zu finden. Von Sekundärgewässern wie z. B. Kiesgruben und kleineren Teichen liegen zwar auch Fundmeldungen vor, jedoch kann sich die Art dort nicht erfolgreich fortpflanzen, was in Ihrer relativ langen larvalen Entwicklungszeit begründet liegt.



Lebensraum der Glänzenden Smaragdlibelle:
Altenrather Fischteiche in der Wahner Heide (Foto: H.-W. Wünsch, xxl-Foto per Bildklick)

An ihren eigentlichen Biotopen, den stehenden Gewässern, lebt sie, neben vielen Kleinlibellenarten, mit der Gemeinen Smaragdlibelle (Cordulia aenea), der Westlichen Keiljungfer (Gomphus pulchellus), dem Frühen Schilfjäger (Brachytron patrense), dem Großen Blaupfeil (Orthetrum cancellatum) und der Großen Königslibelle (Anax imperator) vergesellschaftet. Bis vor einigen Jahren schloss man die Koexistenz mit den beiden zuletzt genannten Arten aus, da vermutet wurde, dass sich Somatochlora metallica gegenüber diesen großen Libellenarten nicht durchsetzen könne. Diese Behauptung wurde jedoch von der Art eindrucksvoll widerlegt, da sie den meisten anderen Libellenarten fliegerisch überlegen ist.

Biologie und Lebensweise
Die Glänzende Smaragdlibelle beginnt etwas später als ihre verwandte Art, die Gemeine Smaragdlibelle (Cordulia aenea) zu schlüpfen. Die Emergenz beginnt etwa Mitte Mai und dauert bis Mitte Juli wobei der Schwerpunkt im Monat Juni liegt. Die Flugzeit reicht, je nach Witterung bis Anfang/Mitte September. Die Abundanz der Art unterliegt jährlich starken Schwankungen.

 
 

Emergenz der weiblichen Gänzenden Smaragdlibelle
(Fotos 1-3 © Heide Gospodinova, Foto 4 © H.-Willi Wünsch, xxl-Fotos per Bildklick)


Als eine typische Falkenlibellenart erweist sich auch die Glänzende Smaragdlibelle als "Frühaufsteher" unter den Großlibellenarten. Erwachsene und somit geschlechtsreife Tiere kann man nach lauen Frühsommernächten schon kurz nach 08:00 Uhr am Morgen über dem Wasser patrouillierend beobachten. Dabei reicht ihre Tagesaktivität bis in die Dämmerung hinein. Somatochlora metallica gilt wie ihre Verwandten als extreme Dauerfliegerin, die nur sehr selten sitzend angetroffen werden kann.



Ein seltenes Dokument eines sitzenden Männchens der Gänzenden Smaragdlibelle (Foto: H.-Willi Wünsch, xxl-Foto per Bildklick)

Wenn die Männchen nach dem Abschluss ihrer Reifephase zurück ans Gewässer kommen, besetzen sie entlang der Uferzonen vorübergehende Flugreviere, die sie gegen Artgenossen und andere Großlibellen verteidigen. Die Männchen fliegen ihr Revier nach einem bestimmten System ab. In einer Höhe bis zu einem Meter wird das Areal in einer Richtung abgeflogen. Während dessen wird extrem beschleunigt, dann abgebremst, wenige Sekunden im Rüttelflug in der Luft stehengeblieben, der Körper wird nach links und rechts gedreht und dabei die Ufervegetation nach Weibchen abgesucht. Ist das Tier an seinem Revierende angekommen, fliegt es mit sehr hoher Geschwindigkeit einen weiten Bogen über offenes Gewässer, um nach dieser Runde mit einer neuen Suche im Revier entlang des Ufers zu beginnen.



Gänzende Smaragdlibelle (Foto: Werner Heydrich, xxl-Foto per Bildklick, 21.06.2012)


Der Flug der Art ist schnell, unruhig und rastlos. Dauerflüge können sich über Stunden hinziehen. Geschwindigkeiten und abrupte Richtungswechsel bei Tempo 55 km/h sind normal. Es existieren verbriefte Beobachtungen, wonach die Falkenlibellenart in der Lage ist, mit hoher Geschwindigkeit attackierenden Schwalben permanent erfolgreich auszuweichen. Trotz dieser nahezu unglaublichen Flugmanöver finden die Männchen die im dichten Schilf des Ufers diskret lebenden Weibchen mit erstaunlicher Präzision.



Männliche adulte Gänzende Smaragdlibelle (Foto: H.-Willi Wünsch, xxl-Foto per Bildklick)


Die Weibchen werden im Flug zur Paarung ergriffen. In Tandemformation fliegt man anschließend gemeinsam in die nahegelegene Vegetation, wo die eigentliche Paarung in Form eines Rades sitzend vollzogen wird. Nach etwa 15 Minuten trennt sich das Paar wieder. Unmittelbar danach sucht das Weibchen alleine geeignete Plätze zur Eiablage auf. Solche befinden sich meist direkt an der Wasserlinie oder bis zu einem halben Meter landeinwärts. Hierbei handelt es sich um vegetationsfreie Flächen wie dunkle Schlammfelder, schwarzen Torf, faulendes, weiches Laub von Uferbäumen oder abgestorbenen Pflanzenresten ohne frische Gewächse. Bei der Eiablage nehmen sie für die Gattung eine sehr auffällige und eigene Haltung an, indem sie die beiden letzten Hinterleibssegmente rechtwinklig nach oben klappen. Die Eier werden sodann im Rüttelflug unter wippenden Flugbewegungen mit der langen Legescheide am Bodensubstrat abgestreift.

Die Ei-Entwicklung bis zum Schlupf der Larven benötigt je nach Wassertemperatur etwa drei bis acht Wochen. Sie sind kräftig gebaut, haben relativ lange, spinnenartige Beine, deutliche Dorsal-(Rücken)-dornen und häuten sich während ihrer zwei- bis dreijährigen Entwicklungszeit 12 bis 13-mal. Die Lebenserwartung der Imagines wird im Durchschnitt auf 8 Wochen geschätzt.

Larvale Besonderheiten: Die Larven können bis zu mehrere Tage im Eis eingefroren überleben! Sie halten sich normalerweise in Tiefen von 0,1 bis 1 m unter Wasser in oder auf abgestorbenem Pflanzenmaterial auf. Bei Störungen oder Gefahr fliehen sie nicht, sondern stellen sich tot. Die Larven erreichen Tauchtiefen von mehreren Metern.

Nahrung
Bedingt durch die Dauerflüge und den dadurch erhöhten Energieaufwand jagt Soma-tochlora metallica im weiten Umland der Gewässer und in den Kronen der Bäume nach allen Insekten, die sie finden und überwältigen kann. Dabei reicht das Beutespektrum von Fliegen, Mücken, Motten und Tagschmetterlingen bis hin zu Nachtfaltern, die noch in den Dämmerungsstunden erbeutet werden.

Verbreitung in D/Welt
Die Glänzende Smaragdlibelle ist ein eurosibirisches Faunenelement. Nach Norden hin zieht sich ihr Verbreitungsareal bis zur subarktischen Waldgrenze durch Norwegen und Finnland bis nach Sibirien. Im Westen hat sie sich bis Lothringen in Frankreich ausgebreitet. Streufunde gibt es in Großbritannien. In Südfrankreich, Nord- und Mittelitalien, auf der Balkanhalbinsel sowie in Kleinasien tritt eine Unterart auf, die aber oft auch als eine eigene Art Balkan-Smaragdlibelle (Somatochlora meridionalis) bezeichnet wird. In Mittel-, Nord- und Osteuropa ist die Glänzende Smaragdlibelle verbreitet und regional häufig anzutreffen. In Deutschland ist sie insgesamt jedoch eindeutig seltener als die Gemeine Smaragdlibelle (Cordulia aenea).

Verbreitung in NRW
Somatochlora metallica ist in Nordrhein-Westfalen nicht sehr häufig vertreten. Obwohl ihr Status in der aktuellen Roten Liste im Gesamtbestand als "ungefährdet" eingestuft wird, gibt es nur wenige Orte, wo die Art bodenständig ist, was bedeutet, dass sie sich dort auch reproduzieren kann. Wie schon erwähnt unterliegt der Bestand jährlichen Schwankungen.



Frisch geschlüpftes Männchen der Gänzenden Smaragdlibelle mit Exuvie (Foto: H.-Willi Wünsch, xxl-Foto per Bildklick)

So konnten in den Jahren 2010 bis 2014 im Naturschutzgebiet "Wahner Heide" bei Köln und an wenigen geeigneten Gewässern in der Voreifel nur einzelne Individuen dokumentiert werden. In überdurchschnittlich warmen Frühjahren gehen die Abundanzzahlen deutlich nach oben. Durch die hohe Verwechslungsgefahr mit der Gemeinen Smaragdlibelle (Cordulia aenea) ist es jedoch sehr wahrscheinlich, dass die Art in einigen ihrer in Frage kommenden Lebensräume bisher übersehen, bzw. nicht eindeutig angesprochen, d. h. bestimmt werden konnte.

Benutzte Literatur
BELLMANN, H. (2007): Der Kosmos Libellenführer: Die Arten Mitteleuropas sicher bestimmen. Kosmos (Franckh-Kosmos). 279 S.

BROCHARD, C.; D. CROENENDIJK; E. VAN DER PLOEG & T. TERMAAT (2012): Fotogids Larvenhuidjes van Libellen. KNNV. 224 S.

DIJKSTRA, K.-D. B. (2006): Field Guide to the dragonflies of Britain and Europe. British Wildlife Publishing Ltd. 320 S.

GLITZ, D. (2012): Libellen in Norddeutschland. Ein Geländeschlüssel. Buch u. DVD.

KUHN, K. & K. BURBACH (1998): Libellen in Bayern. Eugen Ulmer, Stuttgart. S. 188 ff

STERNBERG, K. & R. BUCHWALD (2000): Libellen Baden-Württembergs, Bd. 2, Großlibellen (Anisoptera). Ulmer Verlag. 712 S

WILDERMUTH, H. & A. MARTENS (2014): Taschenlexikon der Libellen Europas. Alle Arten von den Azoren bis zum Ural im Porträt. 824 Seiten, Quelle & Meyer Verlag GmbH & Co. Wiebelsheim

WILDERMUTH, H. (2008): Die Falkenlibellen Europas. Die Neue Brehm-Bücherei Bd. 653, Westarp Wissenschaften. 512 S.

WÜNSCH, H.-W. & H. GOSPODINOVA (2012): Die Libellen Nordrhein-Westfalens. CD-ROM, Band 2, Großlibellen, 4. aktualisierte Auflage.


Zur Buchliste weiterer interessanter Libellen-Bücher auf www.natur-in-nrw.de

Weitere Informationen zu Libellen (Odonata) im Internet

Arbeitskreis zum Schutz und zur Kartierung der Libellen in Nordrhein-Westfalen: Infos, Kontakte, Fotos, Links, Artenliste

www.waldschrat-online.de: Libellen und andere Artengruppen Nordrhein-Westfalens in Bild und Text (mit Schwerpunkt NSG Wahner Heide bei Köln)

Schutzgemeinschaft Libellen in Baden-Württemberg e.V. (SGL): Infos, Kontakte, Fotos, Links, Artenliste, Kartierung, Biologie, Ökologie usw.


Zur Linkliste weiterer interessanter Libellen-Internetseiten auf www.natur-in-nrw.de