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Gefleckte Smaragdlibelle - Somatochlora flavomaculata (VANDER LINDEN, 1825)
Artenprofil von Heide Gospodinova & H.-Willi Wünsch
letzte Änderung: 08.09.2016


Systematische Einordnung

Stamm: Gliederfüßer (Arthropoda)
Klasse: Insekten (Insecta)
Ordnung: Libellen (Odonata)
Familie: Falkenlibellen (Corduliidae)

Foto (© H.-W. Wünsch)



(xxl-Foto)
Männchen
02.08.2015
   
Klick auf die kleinen Bilder oder xxl-Ansicht möglich
     
Besondere Merkmale

Insekten-ABC, Erklärungen von Fachbegriffen

Interessantes zur Namensgebung:

Bedeutungen des wissenschaftlichen Namens:
Somatochlora: "soma" (gr.) = Körper und "chloros" (gr.) = grün
flavomaculata (lat.) = gelb gefleckt

Der deutsche Artname richtet sich nach den gelben Flecken an den Seiten des Hinterleibs dieser Art.
Den deutschen Familiennamen "Falkenlibellen" erhielt sie wegen des sehr schnellen, an einen Falken erinnernden Flug, mit außergewöhnlichen Flugmanövern.

Die Gefleckte Smaragdlibelle gehört zu den mittelgroßen Falkenlibellenarten. Der Habitus der Jungtiere ist unmittelbar nach dem Schlupf lindgrün, färbt sich jedoch binnen kürzester Zeit metallisch grün und wirkt im Alter nahezu schwarz. Die Stirn ist grün und weist zwei kleine gelbe Seitenflecken auf. Die Augen der Jungtiere sind zunächst zweifarbig; oberseitig braun und unten olivgrün. Bis zum Erreichen der Geschlechtsreife färben sie sich in ein kräftig leuchtendes Grün um.



Männchen der Gefleckten Smaragdlibelle in der Verlandungszone des „Luimooser Weihers“, nahe der Gemeinde „Rückholz“, im Seenland am Fuße der Allgäuer Alpen
(Foto: Heide Gospodinova, 02.08.2015, xxl-Foto per Bildklick)


Im Bereich des Thorax sowie an den Flanken des Hinterleibs befinden sich bei den Männchen an den Segmenten S-4 bis S-8 und bei den Weibchen an S-4 bis S-9 deutlich erkennbare gelbe Flecken, die mit zunehmendem Alter bis zur Unkenntlichkeit nachdunkeln können. Der sehr schlank wirkende Hinterleib der Männchen ist in Höhe des 2. Segmentes tailliert, verdickt sich dann stetig bis zum 5. Segment und wird dann bis zum Ende hin wieder deutlich schmaler. Der Hinterleib der Weibchen ist kräftiger gebaut und zylindrisch geformt. Die Hinterleibsanhänge sind relativ lang und verlaufen parallel zueinander. Die Flügelmale (Pterostigmata) und die Beine beider Geschlechter sind im ausgefärbten Zustand schwarz.



Weibchen der Gefleckten Smaragdlibelle in der Verlandungszone eines Bergsees in Nordtirol (Österreich)
(Foto: Norbert Steffan, 10.08.2015, xxl-Foto per Bildklick)


Körperlänge: 60 mm
Flügelspannweite: 70 mm


Ähnliche Arten (xxl-Foto bei Bildklick, Merkmale nach GLITZ, 2012):

Gemeine Falkenlibelle (Cordulia aenea)
Männchen, Foto © H.-Willi Wünsch

Stirn ganz metallisch dunkelgrün; Bronzeschimmer
: Hinterleibsende keulig verbreitert
: Segmente 3-8 unten mit langen weißen Flecken; zwischen Segment 2 und 2 meist ein weißer Ring; Legeklappe anliegend


Glänzende Smaragdlibelle (Somatochlora metallica)
Männchen, Foto © H.-Willi Wünsch

Stirn vorn und seitlich mit gelbem Querband; goldgrün glänzend
: Hinterleib gleichbleibend breit
: zwischen 2. und 3. Segment ein gelber Ring; gut sichtbare Legeröhre rechtwinklig nach unten abstehend und länger als der Durchmesser des 9. Segmentes


Alpen-Smaragdlibelle (Somatochlora alpestris)
Männchen, Foto © Heide Gospodinova

zwischen 2. und 3. Segment ein deutlicher weißer Ring; grünschwarz
: sehr kleiner, nicht hervortretender sekundärer Geschlechtsapparat
: Hinterleib ohne gelbe Flecken; Stirn seitlich mit gelben Flecken; 2. Segment seitlich mit 2 kleinen weißen Flecken

Arktische Smaragdlibelle (Somatochlora arctica)
Männchen, Foto © H.-Willi Wünsch

: obere Hinterleibsanhänge am Ende ringartig nach innen gebogen (im Flug sichtbar!); wirkt fast schwarz
: Segment 3 seitlich mit großen ovalen gelben Flecken; Segment 2 mit kleinen gelben Flecken; an den Seiten von Segment 3 ein gelber Ring


Beschreibung der Larve nach Bellmann (2007):
Plumpe Larve mit Analpyramide aus 5 Dornen > Fangmaske gewölbt. Fanghaken dreieckig mit gezähntem Rand und kurzem, beweglichem Zahn > Fanghaken regelmäßig und deutlich gezähnt > Segment 9 mit kürzeren Lateraldornen, die die Spitze der Analpyramide nicht erreichen > Segment 3-9 mit Dorsal(Rücken)dornen, die auf den hinteren Segmenten sehr deutlich sind > Lateraldornen an Segment 9 lang, wesentlich länger als die an Segment 8

Lebensraum



Eine Schlenke im Herfeldmoor (NSG Wahner Heide), Reproduktionsort von Somatochlora flavomaculata
(Foto: H.-Willi Wünsch, 21.04.2015, xxl-Foto per Bildklick)

Somatochlora flavomaculata besiedelt vorwiegend flache, sumpfige bis moorige, teils stark verkrautete Stillgewässer mit ausgiebigen Verlandungs- und Röhrichtzonen, extrem langsam fließende Gräben mit schlammigem Grund sowie kleine bis mittelgroße Schlenken von Niedermooren oder ehemalige Torfstiche mit üppigem Seggen- oder Binsenbewuchs. Schnell fließende oder Gewässer mit größeren, offenen Wasserflächen werden dagegen von der Art gemieden.



Ein mooriger Wassergraben im Naturreservat Staatsbosbeheer „De Weerribben“, Bereich „Woldlakebos“, Provinz Overijssel (Niederlande)
(Foto: H.-Willi Wünsch, 24.05.2015, xxl-Foto per Bildklick)

Biologie und Lebensweise
Die Emergenzperiode der Gefleckten Smaragdlibelle erstreckt sich in unseren heimischen Gefilden, je nach Witterung von Mitte Mai bis Mitte Juni. Eigenen Beobachtunge zufolge erfolgt der Schlupf in den frühen Morgenstunden oder am frühen Vormittag in Höhen von nur wenigen Zentimetern an vertikalen Pflanzenstrukturen direkt am Ufer oder in nicht weit davon entfernten Flachwasserzonen. Die Metamorphose dauert unter günstigen Bedingungen etwas länger als 3 Stunden.





Schlupfsequenzen eines Männchens der Gefleckten Smaragdlibelle in der Wahner Heide, Bereich Herfeldmoor
(Fotos: H.-Willi Wünsch, 11.06.2011, xxl-Fotos per Bildklick)




Geschlüpftes Männchen der Gefleckten Smaragdlibelle mit Exuvie
(Foto: Heide Gospodinova, 11.06.2011, xxl-Foto per Bildklick)


Mit dem Jungfernflug verlassen die Tiere zunächst die unmittelbare Umgebung ihrer Entwicklungsgewässer, um während ihrer bis zu 3 Wochen dauernden Reifezeit im weiten Umland über offenen Flächen und an Waldrändern entlang nach Nahrung zu jagen.
Mit Erreichen der Geschlechtsreife kehren die Männchen vermutlich in die Nähe ihrer angestammten Gewässer zurück, wo sie an den Verlandungszonen Reviere bilden in denen sie relativ ortstreu patrouillieren. Beim Zusammentreffen von Artgenossen kommt es bisweilen zu kurzen aber heftig geführten Luftkämpfen, nach dessen Ende der Sieger das Revier entweder behält oder übernimmt. Eine artspezifische Besonderheit sind die Patrouillenflüge, die von den Männchen nahezu ausschließlich über Land geflogen werden. Hierbei werden vorhandene Baumreihen, Gebüsche und andere Vegetationsreiche Areale bevorzugt. Offensichtlich werden die Suchflüge nach Weibchen erst gegen Ende der Flugzeit auch auf die Wasserflächen ausgedehnt.



Adultes Männchen der Gefleckten Smaragdlibelle in der Verlandungszone des „Luimooser Weihers“, nahe der Gemeinde „Rückholz“, im Seenland am Fuße der Allgäuer Alpen (Foto: H.-Willi Wünsch, 02.08.2015 xxl-Foto per Bildklick)


Die Weibchen führen ein sehr verstecktes Leben und kommen lediglich zur Paarungszeit an die Gewässer. Da die meisten Männchen bereits vor den Verlandungszonen der Gewässer fliegen, werden die eintreffenden paarungsbereiten Weibchen schon hier von ihnen abgefangen und ergriffen. Die eigentliche Paarung wird im Flug eingeleitet wobei sich das Pärchen, im Paarungsrad verbunden, mehrere Male und meist nur für wenige Sekunden an niederer Vegetation niederlässt. Nach dieser Prozedur, die bis zu 90 Minuten andauern kann, trennen sich die Partner wieder. Die anschließende Eiablage wird von den Weibchen alleine und zwischen dichter Ufervegetation im Verborgenen ausgeführt. Dabei streifen sie die aus ihrer Legescheide austretenden Eier unter wippenden Flugbewegungen an der Wasseroberfläche ab. Je nach Wassertemperatur schlüpfen die Larven nach 3 bis 8 Wochen aus den Eiern. Für ihre Entwicklung zur fertigen Libelle benötigen sie insgesamt 3 Jahre.



Weibchen der Gefleckten Smaragdlibelle in der Verlandungszone eines Bergsees in Nordtirol (Österreich)
(Foto: Norbert Steffan, 10.08.2015, xxl-Foto per Bildklick)


Wie die meisten Falkenlibellenarten ist auch die Gefleckte Smaragdlibelle eine extreme Dauerfliegerin, deren Jagd- und Patrouillenflüge sich über mehrere Stunden hin ausdehnen können. Diese Flüge werden nur hin und wieder durch Ruhepausen von nur wenigen Sekunden unterbrochen. Erst mit zunehmendem Alter erhöhen sich die Ruhepausen und gleichzeitig auch deren Dauer. Somatochlora flavomaculata ist aufgrund ihrer Lebensweise, gepaart mit ihrer Seltenheit, eine sehr schwer zu beobachtende und zu dokumentierende Großlibellenart. Nur mit sehr viel Glück kann man ein Exemplar während der Emergenz beobachten. Da die meisten Lebensräume der Art streng geschützt und darüber hinaus auch nur schwer zugänglich sind, sollten die bestehenden Verordnungen und Gesetze vor Ort unbedingt befolgt werden.

Nahrung
Die Imagines ernähren sich von diversen Fluginsekten wie Fliegen, Mücken oder auch Käfern, die sie in nicht unbeträchtlicher Menge erbeuten und zumeist auch während des Fluges verzehren.



Altes Männchen der Gefleckten Smaragdlibelle
(Foto: H.-Willi Wünsch, 11.09.2009, xxl-Foto per Bildklick)


Die Larven leben zwischen dichtem Pflanzengewirr oder im Schlamm auf dem Grund ihrer Entwicklungsgewässer. Hier erjagen sie in ihren ersten Stadien einzellige Lebensformen und mit fortgeschrittener Entwicklung andere aquatil lebende Kleinorganismen wie Röhrenwürmer, Zuckmücken- oder Eintagsfliegenlarven.

Verbreitung in D/Welt
Die Gefleckte Smaragdlibelle wird als ein eurosibirisches Faunenelement betrachtet. Aus Richtung Osten kommend, reichen ihre Vorkommen von Mittelsibirien über ein relativ schmales Band über den europäischen Kontinent nach Westen bis nach Südwestfrankreich. Weiter südlich, im Mittelmeerraum und in Richtung Norden, in Großbritannien konnte die Art noch nicht gefunden werden. Die Verbreitungsschwerpunkte in Deutschland liegen zum einen im Osten, in Brandenburg und im Süden in Bayern bis in eine Höhe von 800 Metern üNN. Die Mitte und der Westen Deutschlands sind von Somatochlora flavomaculata nur äußerst lückenhaft besiedelt.

In der Roten Liste der Libellen Deutschlands (2015) wird die Art mit dem Status RL 3 = "gefährdet" geführt. In NRW sieht die Lage noch deutlich dramatischer aus (siehe unten).

Verbreitung in NRW
Somatochlora flavomaculata wird in der aktuellen Fassung der Roten Liste für bedrohte Tierarten in NRW in der Stufe 1 = "Vom Aussterben bedroht" geführt. Zusätze wie "R" = durch extreme Seltenheit potentiell gefährdet (im Bergland), "<<<" = Bestand in den letzten Jahren stark rückläufig und "§§" = besonders zu schützende Art, sollen ihren derzeitigen Status noch verdeutlichen. Im artenreichsten Naturschutzgebiet Nordrhein-Westfalens, der Wahner Heide, galt die Art über 10 Jahre lang als verschollen, bis sie von den Autoren im Sommer 2011 zufällig in extrem geringer Individuendichte am Rande eines Wanderweges, der parallel zu einem kleinen Niedermoor verläuft, wiederentdeckt wurde. Somit gehört die Gefleckte Smaragdlibelle zu den ganz großen Raritäten in den nur noch wenig vorhandenen Niedermooren dieses Bundeslandes.

Benutzte Literatur
ARBEITSKREIS LIBELLEN NRW - K.-J. CONZE & N. GRÖNHAGEN unter Mitarbeit von E. BAIERL, A. BARKOW, L. BEHLE, N. MENKE, M. OLTHOFF, E. LISGES, M. LOHR, M. SCHLÜPMANN und E. SCHMID (2010): Rote Liste und Artenverzeichnis der Libellen - Odonata - in Nordrhein-Westfalen, pdf

BELLMANN, H. (2007): Der Kosmos Libellenführer: Die Arten Mitteleuropas sicher bestimmen. Kosmos (Franckh-Kosmos). 279 S.

BROCHARD, C.; D. CROENENDIJK; E. VAN DER PLOEG & T. TERMAAT (2012): Fotogids Larvenhuidjes van Libellen. KNNV. 224 S.

BROCKHAUS, T., H.-J. ROLAND, T. BENKEN, K.-J. CONZE, A. GÜNTHER, K. G. LEIPELT, M. LOHR, A. MARTENS, R. MAUERSBERGER, J. OTT, F. SUHLING, F. WEIHRAUCH & C. WILLIGALLA (2015): Libellula Supplement 14: Atlas der Libellen Deutschlands (Odonata). S. 242 ff.

DIJKSTRA, K.-D. B. (2006): Field Guide to the dragonflies of Britain and Europe. British Wildlife Publishing Ltd. 320 S.

GLITZ, D. (2012): Libellen in Norddeutschland. Ein Geländeschlüssel. Buch u. DVD.

JURZITZA, G. (2000): Der Kosmos-Libellenführer, Franckh-Kosmos Verlags GmbH & Co., Stuttgart

KUHN, K. & K. BURBACH (1998): Libellen in Bayern. Eugen Ulmer, Stuttgart. S. 188 ff

OTT, J., K.-J. CONZE, A. GÜNTHER, M. LOHR, R. MAUERSBERGER, H.-J. ROLAND & F. SUHLING (2015): Rote Liste der Libellen Deutschlands 2015. Libellula, Supplement 14, Atlas der Libellen Deutschlands, GdO e.V. pdf bei tu-braunschweig.de

STERNBERG, K. & R. BUCHWALD (2000): Libellen Baden-Württembergs, Bd. 2, Großlibellen (Anisoptera). Ulmer Verlag. 712 S

WENDLER, A., J.-H. NÜß (1992): DJN Deutscher Jugendbund für Naturbeobachtung - Libellen.

WILDERMUTH, H. & A. MARTENS (2014): Taschenlexikon der Libellen Europas. Alle Arten von den Azoren bis zum Ural im Porträt. 824 Seiten, Quelle & Meyer Verlag GmbH & Co. Wiebelsheim

WILDERMUTH, H. (2008): Die Falkenlibellen Europas. Die Neue Brehm-Bücherei Bd. 653, Westarp Wissenschaften. 512 S.

WÜNSCH, H.-W. & H. GOSPODINOVA (2014): Die Libellen Nordrhein-Westfalens und darüber hinaus. CD-ROM, Band 1 & 2, Ausgabe 2014.


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Weitere Informationen zu Libellen (Odonata) im Internet

Arbeitskreis zum Schutz und zur Kartierung der Libellen in Nordrhein-Westfalen: Infos, Kontakte, Fotos, Links, Artenliste

www.waldschrat-online.de: Libellen und andere Artengruppen Nordrhein-Westfalens in Bild und Text (mit Schwerpunkt NSG Wahner Heide bei Köln)

www.libellenwissen.de: Alles Wissenswerte über Libellen in Bild und Text von Andreas Thomas Hein

Schutzgemeinschaft Libellen in Baden-Württemberg e.V. (SGL): Infos, Kontakte, Fotos, Links, Artenliste, Kartierung, Biologie, Ökologie usw.


Zur Linkliste weiterer interessanter Libellen-Internetseiten auf www.natur-in-nrw.de