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Herbst-Mosaikjungfer - Aeshna mixta LATREILLE, 1805
Artenprofil von Heide Gospodinova & H.-Willi Wünsch
Letzte Änderung: 22.11.2011


Systematische Einordnung

Stamm: Gliederfüßer (Arthropoda)
Klasse: Insekten (Insecta)
Ordnung: Libellen (Odonata)
Familie: Edellibellen (Aeshnidae)

Fotos (© H.-W. Wünsch)
Zülpich (Juntersdorf)


(xxl-Foto)
Männchen
17.10.2011

(xxl-Foto)
Weibchen
03.10.2011
 
Klick auf die kleinen Bilder oder xxl-Ansicht möglich

(xxl-Foto)
Männchen
17.10.2011

(xxl-Foto)
Männchen
01.11.2011
 
Besondere Merkmale

Insekten-ABC, Erklärungen von Fachbegriffen



Männliche Herbst-Mosaikjungfer (Foto © H.-W. Wünsch)

Die Herbst-Mosaikjungfer (Aeshna mixta) gehört zu den kleineren Edellibellen. Ihr Beiname "mixta" bedeutet so viel wie "gemischt", was auf die aus verschiedenen Farben und Fleckenzeichnungen bestehende Grundfärbung zurückzuführen ist. Der Brustabschnitt der Tiere ist braun und mit kurzen Haaren versehen. Auf der Oberseite sind zwei sehr kleine kommaförmige und gelbfarbige Antehumeralstreifen zu erkennen. Die Brustseiten haben breite, grüngelbe Binden.





Makro der Flugmuskulatur einer männlichen Herbst-Mosaikjungfer (Foto © H.-W. Wünsch, 01.11.2011, xxl-Foto)

Männchen: Das Abdomen des Männchens ist in der Grundfarbe schwarz und mit einem blauen Fleckenmuster gezeichnet. An seiner Basis, dem 1. Hinterleibssegment befindet sich ein gelbes Dreieck. Diese Zeichnung wird auch "Nagelfleck" oder kurz "T" genannt. Diese Markierung kann zur Bestimmung der Art herangezogen werden. Die blaue Fleckenzeichnung der Männchen kann bei kühler Witterung schnell in ein dunkles violett umschlagen. Dadurch wirkt die Libelle etwas kleiner und sehr dunkel.





Die Cerci der männlichen Herbst-Mosaikjungfer (Foto © H.-W. Wünsch)

Weibchen: Bei den weiblichen Tieren der Art ist das Abdomen mit kleinen gelben Flecken auf einer braunen Grundfarbe versehen. Auch hier erkennt man das gelbe Dreieck auf dem ersten Hinterleibssegment. Durch diese Tarnfarben sind die Weibchen in ihrem angestammten Lebensraum sehr schwer auszumachen.

Körperlänge: 55 bis 60 mm; Flügelspannweite: bis zu 85 mm


Verwechslungsmöglichkeiten:

Früher Schilfjäger (Brachytron patrense): frühere Flugzeit, grüne Brust (seitlich) mit 2 deutlichen schwarzen Streifen



Männlicher Früher Schilfjäger - Brachytron pratense (© Thorsten Lindekamp)



Weiblicher Früher Schilfjäger - Brachytron pratense (© Horst Günter Neuhoff, Wahner Heide/Köln, 01.06.2010)



Torf-Mosaikjungfer (Aeshna juncea): Schulter mit 2 langen gelben Streifen (statt den 2 kleinen Kommaflecken)



Männliche Torf-Mosaikjungfer - Aeshna juncea (Foto © H.-W. Wünsch)



Larve (Beschreibung nach BELLMANN 2007):
Plumpe Larve mit Analpyramide aus 5 Dornen > Fangmaske flach. Fanghaken mit langem beweglichem Zahn > Fühler fadenförmig, 6- bis 7-gliedrig. Körper langgestreckt > Seitenrand des Kopfes hinter dem Auge etwa so lang wie dieses > Cerci kürzer als die Hälfte der Analpyramide > Fangmaske schmal, ca. 4-mal so lang wie an der schmalsten Stelle breit > Lateraldorne des 9. Segments etwa so lang wie Segment 10 (von unten betrachtet!)

Lebensraum
Aeshna mixta siedelt an pflanzenreichen, stehenden Gewässern mit reichlicher Schilfvegetation. Ausgedehnte Verlandungszonen sind der Art sehr willkommen. Zu ihren Habitaten zählen auch Weiher und Teiche mit Fischbestand, die im Winter künstlich trockengelegt werden.

Biologie und Lebensweise



Kopfstudie einer männlichen Herbst-Mosaikjungfer (Foto © H.-W. Wünsch, 12.09.2011, xxl-Foto)

Die Flugzeit der Herbst-Mosaikjungfer beginnt, wie ihr Name bereits vermuten lässt, sehr spät. Die Tiere sind erst ab Ende Juli/Anfang August zu beobachten. Sie ist damit die am Spätesten auftretende Edellibelle in Mitteleuropa. Das Ende der Flugzeit wird von den herbstlichen Temperaturen bestimmt. Sie kann bis weit in den Oktober und sogar bis in den November reichen. Erst wenn anhaltende Nebel und feucht kühle Witterung in Form von Nachtfrost von Dauer sind, endet ihre Lebenszeit. Ihre Individuendichte ist, auf einen Lebensraum bemessen, nicht sehr hoch.
Die Herbst-Mosaikjungfer wird sehr oft übersehen, da sie sich im Vergleich zu anderen Edellibellen unauffällig verhält. Sie ist keine Dauerfliegerin, sondern sitzt oft in dichtem Schilf und ist daher schnell zu übersehen. Während der Paarungszeit ist das Verhalten etwas anders, da auch diese Art einem gewissen Arterhaltungsstress ausgesetzt ist, die ihr ein Maximum an Aktivität abverlangt.



Männliche Herbst-Mosaikjungfer im Flug (Foto © H.-W. Wünsch, 12.09.2011, xxl-Foto)

Zu den Höhepunkten der Aktivität der Herbst-Mosaikjungfer kann man die Tiere in einem gewissen Abstand vom Ufer aus beobachten. Die dichten Schilfgürtel die sie bewohnt sollten dem Naturschutz zu Liebe besser nicht betreten werden. In Naturschutzgebieten dürfen die Wege natürlich gar nicht verlassen werden.
Die Männchen fliegen auf der Suche nach einer paarungsbereiten Partnerin die Schilfbestände der Uferregionen ab. Die Suchstrecken können mehr als einhundert Meter betragen. Die Weibchen kommen nur zur Paarung an die Gewässer und führen selbst dort ein sehr diskretes Leben im dichten Schilf. Sobald ein Weibchen entdeckt ist, wird es ergriffen.



Tandem der Herbst-Mosaikjungfer (Foto © H.-W. Wünsch, 13.08.2011, xxl-Foto)

Noch während des Fluges bildet sich das für Libellen klassische Paarungsrad. Die eigentliche Paarung wird sitzend, in einer Höhe von etwa 1,5 bis 2 Metern Höhe im Schilf vollzogen. Sie dauert für Edellibellen recht lange. Das Pärchen nimmt sich, im Schutz des dichten Schilfbewuchses, zwischen 20 Minuten und einer Stunde Zeit, um die Nachkommenschaft zu sichern.



Kopula der Herbst-Mosaikjungfer (Foto © H.-W. Wünsch, 24.09.2011, xxl-Foto)

Unmittelbar danach geht das Weibchen zur Eiablage über, indem es ihre Eier in schwimmende, abgestorbene Pflanzenteile einsticht. Das Männchen bewacht seine Partnerin dabei nicht.
Da die Eier sehr spät im Jahr gelegt werden, überwintern sie auch entsprechend als Ei. Eine Besonderheit der Art ist jene, dass die Larve eine Trockenlegung ihres Gewässers einen weiteren Winter unbeschadet überstehen kann. Ihre Entwicklungszeit beträgt in unseren Breiten zwei Jahre.
Die Männchen der Herbst-Mosaikjungfer können schon bei Temperaturen um die 10° C Flugaktivitäten entwickeln. Weibchen fliegen ab 13° C. Damit zählt die Art zu den Libellen mit der niedrigsten Aktivitätstemperatur.

Nahrung

Imago: Zum Beutespektrum gehören Insekten aller Art, unter anderem auch Kleinlibellen, die im Flug erbeutet werden. Mit unter wird diese auch während des Fluges verzehrt, sofern sie klein genug ist.

Larven: Kleine Insektenlarven, Kleinkrebse und Kaulquappen und kleine Fische.

Verbreitung in D/Welt



Frisch geschlüpftes Männchen der Herbst-Mosaikjungfer (Foto © H.-W. Wünsch, 13.08.2011, xxl-Foto)

Aeshna mixta fliegt im gesamten Europa bis nach Süd-Norwegen. Im Norden Englands und in Schottland fehlt die Art. Sie besiedelt den Norden Afrikas und breitet sich in Richtung Osten über Russland und China bis nach Japan aus. Die Herbst-Mosaikjungfer hat in den letzten Jahren ihr Areal in Deutschland erfreulicherweise weit ausgedehnt. Daher gilt sie gemäß der Roten Liste als eine für unsere Gebiete nicht gefährdete Art. Dennoch können, regional gesehen, ihre Bestände bedroht sein. Rigoroser Abbau von Schilfgürteln zugunsten von Badegästen, Bootsverkehr und den ständig steigenden Freizeitansprüchen der Menschen gehen sehr stark zu Lasten der Art. Übermäßiger Fischbesatz von Gewässern durch Angelvereine gefährdet den Bestand der Larven.

Verbreitung in NRW



Frisch geschlüpftes Weibchen der Herbst-Mosaikjungfer (Foto © H.-W. Wünsch, 13.08.2011, xxl-Foto)

Im Bezug auf die genannten Flugzeiten und Habitate kommt Aeshna mixta in NRW noch recht zahlreich vor.
Es gibt kaum ein stehendes Gewässer größerer Art, was von ihr nicht besiedelt wird.

Die aktuelle NRW-Verbreitungskarte der Herbst-Mosaikjungfer können hier beim Arbeitskreis zum Schutz und zur Kartierung der Libellen in Nordrhein-Westfalen eingesehen werden.

Benutzte Literatur

BELLMANN, H. (2007): Der Kosmos Libellenführer: Die Arten Mitteleuropas sicher bestimmen. Kosmos (Franckh-Kosmos). 279 S.

K. DOUWE & B. DIJKSTRA (2006): Field Guide of the Dragonflies in Britain and Europe. British Wildlife Publishing, 320 S.

AK LIBELLEN NRW: Libellula Supplement 9, Atlas of Odonata

www.waldschrat-online.de: H.-W. Wünsch & H. Gospodinova: Die Libellen Nordrhein-Westfalens

Wikipedia - foundation: www.wikipedia.org


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Weitere Informationen zu Libellen (Odonata) im Internet

Arbeitskreis zum Schutz und zur Kartierung der Libellen in Nordrhein-Westfalen: Infos, Kontakte, Fotos, Links, Artenliste

www.waldschrat-online.de: Libellen und andere Artengruppen Nordrhein-Westfalens in Bild und Text (mit Schwerpunkt NSG Wahner Heide bei Köln)

Schutzgemeinschaft Libellen in Baden-Württemberg e.V. (SGL): Infos, Kontakte, Fotos, Links, Artenliste, Kartierung, Biologie, Ökologie usw.


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