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Zweifleck, Zweifleck-Smaragdlibelle (Epitheca bimaculata) (CHARPENTIER, 1825)
Artenprofil von Heide Gospodinova & H.-Willi Wünsch
Letzte Änderung: 24.09.2012


Systematische Einordnung

Stamm: Gliederfüßer (Arthropoda)
Klasse: Insekten (Insecta)
Ordnung: Libellen (Odonata)
Familie: Falkenlibellen (Corduliidae)

Fotos (© H.-W. Wünsch)
Köln (NSG Wahner Heide)


(xxl-Foto)
25.04.2011

(xxl-Foto)
25.04.2011
 
Klick auf die kleinen Bilder oder xxl-Ansicht möglich
     
Besondere Merkmale

Insekten-ABC, Erklärungen von Fachbegriffen



Zweifleck mit den namensgebenden schwarzen Flügelflecken (Foto: H.-W. Wünsch)

Der Zweifleck ist eine kräftig gebaute Libellenart mit breitem, abgeflachtem Abdomen. Die Körperlänge beträgt in etwa 7,5 Zentimeter und die Flügelspannweite liegt bei ca. 9 Zentimetern. Der Kopf erscheint in einem bräunlichen Gelbton, das Labrum und die Oberseite der Stirn sind schwarz. Die Augen sind im ausgefärbten Stadium graublau bis grünlich gefärbt. Der Thorax ist gelblich braun, ohne den typisch metallischen Glanz der Falkenlibellen der Gattungen Cordulia oder Somatochlora. Die Beine erscheinen lang und sind schwarz gefärbt. Die Flügel sind bernsteinfarben getönt und je nach Alter und Geschlechte verschieden kräftig gefärbt. Die Hinterflügel weisen an der Basis je einen dreieckigen dunklen Fleck auf (> namensgebend). Das Abdomen der Tiere ist 37 bis 42 Millimeter lang, wobei das 1. Hinterleibssegment ohne jegliche Färbung ist. Die Segmente 2-9 weisen eine dorsale, schwarz gefärbte Zickzackzeichnung auf. Bei dem Weibchen ist unter dem 9. Hinterleibssegment eine auffällige zweilappige Subgenitalplatte zu erkennen.



Larve des Zweiflecks kurz vor der Umwandlung zur Libelle (Foto: H.-W. Wünsch, xxl-Foto)

Beschreibung der Larve:
Für Falkenlibellen ist die Larve außergewöhnlich groß. Sie ist 28-32 mm lang und bis zu 13 mm breit, extrem langbeinig und sehr kräftig bedornt. Kopfseitig weist sie ein Paar höckerartige Gebilde auf. Die Dorsaldornen stehen steil ab und sind stark nach hinten gekrümmt und nach hinten flacher werdend. Die Seitendornen an den Segmenten S 8 und S 9 sind vorhanden. Die Larve, sowie die Exuvie, ist nicht mit anderen Libellenarten zu verwechseln.

Libellenarten sind auch eindeutig anhand der leeren Larvenhüllen (= Exuvien) bestimmbar!



Die Exuvie des Zweiflecks (Foto: H.-W. Wünsch, xxl-Foto)

Lebensraum
Epitheca bimaculata besiedelt - stark vereinfacht - zwei Lebensraumtypen:
1. werden künstliche Stillgewässer in Flussauen und 2. glazial entstandene Seen in der Tiefebene oder im Gebirgsvorland bevorzugt. Hierunter zählen Moorweiher und -seen, Torfstiche, Fisch- und Kiesteiche, Altarme und Altwasser, große bis mittelgroße Stillgewässer mit Fischbesatz und zumindest teilweise vorhandener Schwimm- und Tauchblattvegetation sowie weite und offene windgeschützte Wasserflächen. Idealerweise sollten die Gewässer in unmittelbarer Nähe einen höheren waldartigen Baumbestand aufweisen. Die Art lebt in der Regel mit folgenden Arten vergesellschaftet: Cordulia aenea, Somatochlora metallica, Orthetrum cancellatum, Erythromma najas und Erythromma viridulum. Seltener auch mit Edellibellen wie z. B. Aeshna cyanea.

Biologie und Lebensweise


   

   

   

Schlupf des Zweiflecks (Fotos vom 25.04.2011: H.-W. Wünsch) (xxl-Fotos: 1, 2, 3, 4, 5, 6)

Der Zweifleck ist eine der seltensten Libellen unserer Heimat. Über ihre Entwicklung ist im Allgemeinen recht wenig bekannt. Man geht von einer zwei- bis dreijährigen Entwicklungszeit aus. Die Reifezeit der Imagines beträgt im Mittel 16 Tage. Die erwachsenen Männchen patrouillieren weit draußen über dem offenen Wasser in Höhen von 5 bis 15 Metern. Nur selten kommen sie in Ufernähe. Man findet sie auch so gut wie nie sitzend vor. Ihr Bestand oder ihr Vorkommen kann meist nur durch Funde von Exuvien (= leere Larvenhüllen) nachgewiesen werden. Dies ist jedoch sehr schwierig, da die Libellen sehr gerne unter großen Blättern von Brennnesseln schlüpfen und so leicht übersehen werden. Es sind bereits Exuvien von Epitheca bimaculata gefunden worden, die zwischen 6 und 20 Metern vom Gewässer entfernt lagen.



Zweifleck-Weibchen (Foto: H.-W. Wünsch, xxl-Foto, 12.05.2012)

Die Flugzeit ist sehr kurz: In der Regel von Anfang Mai bis etwa Ende Juni. In sehr warmen Frühjahren schlüpfen die Tiere auch schon in der letzten Aprildekade. Zur Paarung fliegen die Libellen in die Baumkronen. Unmittelbar danach presst das Weibchen einen Eiklumpen aus, der bis zu 2.000 Eier enthalten kann und mitunter größer als ihr Kopf ist. Damit fliegt es zum Wasser und streift die Eier an der Vegetation ab. Diese sinken dann an dem Substrat ab und bilden etwa 50 Zentimeter lange krötenähnliche Laichschnüre aus denen dann die Larven schlüpfen.



Frisch geschlüpftes Männchen eines Zweiflecks mit Exuvie (Foto: H.-W. Wünsch, xxl-Foto, 12.05.2012)

An dieser Stelle möchten wir gerne aus dem Buch "Die Falkenlibellen Europas" von Prof. Dr. Hansruedi Widermuth zitieren:

Der Flug des Zweifleck:
"…Flug ist wild und reißend… geradlinig, gleichmäßig, schnell. …fliegt kraftvoller als die Vierflecklibelle …sie sind aktiv bei sonnigem Wetter vom frühen Vormittag bis zum frühen Abend, erscheinen aber morgens später und verschwinden abends früher als die Gemeine Smaragdlibelle. Kämpfende Männchen steigen mit enormer Geschwindigkeit hoch, um aber zumeist umgehend auf ihre Flugbahn zurückzukehren. Der Zweifleck ist die scheueste und fluggewandteste Libelle, die ich bisher gesehen habe. "

Nahrung
Adulte: Kleine Insekten wie Fliegen, Mücken, Schmetterlinge und Schnaken, jedoch auch andere Libellen, die im Flug erbeutet werden.

Larven: Im Wasser vorkommende Insektenlarven und Kleinorganismen wie Wasserflöhe und Kleinkrebse gehören zum Nahrungsspektrum der jüngeren Larven. Im fortgeschrittenen Larvenstadium werden auch kleine Fische und Kaulquappen erbeutet.

Verbreitung in D/Welt
Epitheca bimaculata (Zweifleck) ist ursprünglich ein westsibirisches Faunenelement mit Tendenz zur Ausbreitung nach Europa. In Richtung Osten kommt sie in Sibirien und in Unterarten bis nach Japan vor. Die Nominatform ist in Europa inselartig verbreitet. Ihr Areal ist mit Streufunden in Holland, Belgien und Frankreich belegt. In Großbritannien, Spanien und Portugal fehlt die Art. Nördlich drang sie bis in den Süden Schwedens vor und südlich bis zum italienischen Alpenvorland am Gardasee.



Makro eines Zweifleck-Weibchens (Foto: H.-W. Wünsch, xxl-Foto, 12.05.2012)

In Deutschland wurde die Art bisher in 13 von 16 Bundesländern nachgewiesen. Nach 1985 mussten diese Angaben jedoch auf nur noch sieben Bundesländer reduziert werden, da es keine neuerlichen Funde gab, bestehende Sichtbeobachtungen in Zweifel gezogen werden mussten und die Art somit vielerorts als verschollen anzusehen war. Derzeit ist der Zweifleck nur in den Bundesländern Brandenburg und Saarland weit verbreitet und lokal recht häufig. Dagegen gibt es für Niedersachsen und Thüringen keine und für Sachsen nur zweifelhafte Fundmeldungen, die auf Sichtbeobachtungen basieren.

Verbreitung in NRW
Innerhalb der letzten 27 Jahre sind keine Fundmeldungen von Epitheca bimaculata aus NRW bekannt geworden. Die Beobachtungen aus den Jahren zuvor können nicht mit Sicherheit belegt werden. Am 25. April 2011 gelang den Autoren der erste Reproduktionsnachweis der Art in Nordrhein-Westfalen überhaupt. Die diesem Artenprofil beigefügten Aufnahmen sind die einzigen, der Wissenschaft bekannten, die eine vollständige Emergenz der Art in freier Wildbahn dokumentieren.



Seitenansicht eine weiblichen Zweifleck (Foto: H.-W. Wünsch, xxl-Foto, 12.05.2012)

Epitheca bimaculata ist in der Roten Liste der bedrohten Libellenarten NRWs als "Vom Aussterben bedroht" geführt. In den nächsten Jahren wird sich eine intensive Suche am Fundort der Reproduktion und ähnlichen, in Frage kommenden Habitaten lohnen um neue Erkenntnisse über den Bestand der Art in NRW zu gewinnen.

Die historischen Nachweispunkte der Art in NRW (bis 2003) können der folgenden Karte entnommen werden:
Verbreitungskarte des Zweiflecks des Arbeitskreises zum Schutz und zur Kartierung der Libellen in Nordrhein-Westfalen.

Benutzte Literatur
ALTMÜLLER, R. & H.-J. CLAUSNITZER (2010): Rote Liste der Libellen Niedersachsens und Bremens - 2. Fassung, Stand 2007. - Inform. d. Naturschutz Niedersachs 30, Nr. 4 (4/10): 209-260.

DIJKSTRA, Klaas-Douwe B. (2006): Field Guide to the dragonflies of Britain and Europe. British Wildlife Publishing Ltd. 320 S.

GESELLSCHAFT DEUTSCHSPRACHIGER ODONATOLOGEN (2011): Libellula 30 (1/2) Seiten 13 ff.

MAUERSBERGER, R.: Verbreitung und Phänologie des Zweiflecks, Epitheca bimaculata CHARPENTIER, 1825 (Odonata, Corduliidae), im Norden Brandenburgs....45. Entomologische Nachrichten und Berichte, Dresden. Jahrgang 2006, Band 50

MÜLLER, J. & SCHORR, M. unter Mitarb. von A. MARTENS, R. MAUERSBERGER, W. ZIMMERMANN & J. OTT (2001): Verzeichnis der Libellen (Odonata) Deutschlands. - In: Klausnitzer, B. (Hrsg.): Entomofauna Germanica Band 5; Entomol. Nachr. Ber. 6: 9-44.

STERNBERG, K. & R. BUCHWALD (2000): Libellen Baden-Württembergs, Bd. 2, Großlibellen (Anisoptera). Ulmer Verlag. 712 S

TROCKUR, B. (2004): Untersuchungen zur Habitatwahl von Epitheca bimaculata Charpentier 1825, Dissertation am Institut für Naturschutz und Umweltbildung (INU) der Hochschule Vechta; in: Schorr, M. & M. Lindeboom (Hrsg.): Dragonfly Research 2 - 2004 (CD-ROM); 291 S.

WENDLER, A. & NÜß, J.-H. (1991): Libellen: Bestimmung, Verbreitung, Lebensräume und Gefährdung aller Arten Nord- und Mitteleuropas sowie Frankreichs unter besonderer Berücksichtigung Deutschlands und der Schweiz. - Hamburg: DJN 1991, 129 S.

WILDERMUTH, H. (2008): Die Falkenlibellen Europas. Die Neue Brehm-Bücherei Bd. 653, Westarp Wissenschaften. 512 S.

ZIMMERMANN, W.; F. PETZHOLD; F. FRITZLAR (2005): Verbreitungsatlas der Libellen (Odonata) im Freistaat Thüringen. Naturschutzreport 22: 224 S.


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Weitere Informationen zu Libellen (Odonata) im Internet

Arbeitskreis zum Schutz und zur Kartierung der Libellen in Nordrhein-Westfalen: Infos, Kontakte, Fotos, Links, Artenliste

www.waldschrat-online.de: Libellen und andere Artengruppen Nordrhein-Westfalens in Bild und Text (mit Schwerpunkt NSG Wahner Heide bei Köln)

Schutzgemeinschaft Libellen in Baden-Württemberg e.V. (SGL): Infos, Kontakte, Fotos, Links, Artenliste, Kartierung, Biologie, Ökologie usw.


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