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Gemeine Smaragdlibelle (Cordulia aenea ) (LINNAEUS, 1758)
Artenprofil von Heide Gospodinova & H.-Willi Wünsch
letzte Änderung: 05.12.2011


Systematische Einordnung

Stamm: Gliederfüßer (Arthropoda)
Klasse: Insekten (Insecta)
Ordnung: Libellen (Odonata)
Familie: Falkenlibellen (Corduliidae)

Fotos (© H.-W. Wünsch)
Köln (NSG Wahner Heide) (1), Villeseen (westl. v. Köln) (2)


(xxl-Foto)
07.05.2011
Weibchen

(xxl-Foto)
21.05.2011
Männchen
 
Klick auf die kleinen Bilder oder xxl-Ansicht möglich
     
Besondere Merkmale

Insekten-ABC, Erklärungen von Fachbegriffen



Männliche Gemeine Smaragdlibelle mit dem typischen verdickten Hinterleib (Foto: H.-W. Wünsch, 21.05.2011)

Die Vorder- und Hinterflügel der dunkelgrün, mit sichtbarem Bronzeglanz gefärbten, Gemeinen Smaragdlibelle sind - wie bei allen Falkenlibellen - unterschiedlich gebaut. Die Hinterflügel sind etwas kräftiger entwickelt.

Das Männchen weist ein nach hinten deutlich verdicktes Abdomen auf, wobei die breiteste Stelle zwischen dem 7. und 8. Segment liegt. Der Thorax ist komplett mit sehr kurzen Haaren bedeckt.

Das Weibchen hat ein zylindrisch geformtes Abdomen ohne eine stark abstehende Legeröhre. Auf den Segmenten 3 bis 8 finden sich unterseits lange weiße Flecken und zwischen den Segmenten 2 und 3 ist meist ein weißer Ring zu sehen. Das Segment 2 wird unterseits von einem großen gelben Fleck geziert.

Die Augen der Jungtiere sind nach der Imaginalhäutung milchig graubraun gefärbt. Ihre endgültige kräftige, smaragdgrüne Farbe erlangen sie erst beim Erreichen der Geschlechtsreife.

Körperlänge: 50 bis 55 mm; Flügelspannweite: bis zu 75 mm


Verwechslungsmöglichkeiten:

Glänzende Smaragdlibelle (Somatochlora metallica): Hinterleib leuchtend goldgrün gefärbt; das Abdomen der Männchen ist in der Mitte des Hinterleibs am dicksten; Weibchen mit auffallender, rechtwinklig nach unten stehenden Legeröhre


Beschreibung der Larve nach Bellmann (2007):
Plumpe Larve mit Analpyramide aus 5 Dornen > Fangmaske gewölbt. Fanghaken dreieckig mit gezähntem Rand und kurzem, beweglichem Zahn > Fanghaken regelmäßig und deutlich gezähnt > Segment 9 mit kürzeren Lateraldornen, die die Spitze der Analpyramide nicht erreichen > Segment 3-7(-8) mit schwachen Dorsal(Rücken)dornen



Die Larve der Gemeinen Smaragdlibelle (Foto: H.-W. Wünsch, xxl-Foto, 22.04.2011)

Libellenarten sind mit einiger Übung eindeutig anhand der Larven oder sogar der leeren Larvenhüllen (= Exuvien) bestimmbar!

Lebensraum
Cordulia aenea bewohnt vorzugsweise kleinere Seen, Teiche und Weiher mit durchwachsenem Schilf oder Seggenbestand. Extensiv bewirtschaftete Fischteiche zählen ebenso zu ihren Refugien. Habitate von der Größe eines Kinderplanschbeckens sind für die Art vollkommen ausreichend. Jedoch sollte mindestens die Hälfte der Wasserfläche ganztägig besonnt sein.



Kopfstudie einer männlichen Gemeinen Smaragdlibelle (Foto: H.-W. Wünsch, xxl-Foto, 21.05.2011)

Einen wichtigen Bestandteil des Lebensraumes bilden unmittelbar umliegende Baumbestände, die zumindest die Größe eines kleinen Wäldchens aufweisen sollten. Diese Gehölze dienen den Tieren als Reife- und Ruhehabitat. Für die weiblichen Tiere sind sie im Bezug auf ihre Lebensweise ein wichtiges Rückzugsrefugium, wenn sie von paarungswilligen Männchen nicht gleich entdeckt werden wollen.

Biologie und Lebensweise
Erklärungen zum wissenschaftlichen Artnamen Cordulia aenea:
Der wissenschaftliche Artenname wird viersilbig ausgesprochen und auf der zweiten Silbe betont: (a-e-ne-a). Der Gattungsname "Cordulia" kommt aus dem Griechischen von "kordyleia" und bedeutet "die Keulige", abgeleitet von der Form des männlichen Abdomens. Der Artname "aenea" ist von "aeneus" (lat. "aus Bronze") abgeleitet, bezieht sich auf die Körperfarbe der jüngeren Tiere. Den deutschen Familiennamen "Falkenlibellen" erhielt sie wegen ihres sehr schnellen, falkenähnlichen Fluges mit außergewöhnlichen Flugmanövern.



Weibliche Gemeine Smaragdlibelle - erkennbar sind die unterseitigen hellen Flecken (Foto: Axel Steiner, xxl-Foto, 06.05.2007)

Die Schlupfzeit der Art beginnt im Flachland bei günstigen Witterungsverhältnissen bereits in der zweiten Aprilhälfte, im Bergland hingegen einige Wochen später. Damit ist Cordulia aenea die erste Falkenlibellenart, die im Jahresverlauf fliegt. Eine Verwechslungsgefahr besteht mit der etwas später im Jahr auftretenden Glänzenden Smaragdlibelle (Somatochlora metallica), da sich ihre Flugzeiten kurz überschneiden.

Die Gemeine Smaragdlibelle ist wie alle Falkenlibellen, ein extremer Dauerflieger. Nur sehr selten sieht man die Tiere sitzend. In der Tagesphänologie beginnt die Art sehr früh mit Flugaktivitäten. Sie gilt als "Frühaufsteher" unter den Libellen und kann an milden Frühjahrsmorgen schon ab 8:30 Uhr bei Jagd- und Patrouillenflügen in Höhen von 0,5 bis 2 Metern über Wasseroberflächen, aber auch weit abseits davon beobachtet werden.

Die Männchen patrouillieren unruhig und mit hohen Geschwindigkeiten an Gewässersäumen entlang, wobei sie ein Revier von über 100 Metern Länge für sich beanspruchen. Auf der Suche nach Weibchen gehen sie dabei oft in den Rüttelflug über. Artgenossen werden mit schier unglaublichen Flugmanövern aus dem Revier vertrieben. Größeren, vergesellschafteten Arten wie zum Beispiel der Großen Königslibelle (Anax imperator) oder der Blaugrünen Mosaikjungfer (Aeshna cyanea) ist sie fliegerisch überlegen.
Die Weibchen führen ein sehr diskretes Leben und kommen nur zur Paarung ans Gewässer. Selbst dort halten sie sich gut versteckt an angrenzenden Bewaldungen oder - kurz vor der Paarungsbereitschaft - in der dichten Ufervegetation der Gewässer auf.



Paarung (Kopula) der Gemeinen Smaragdlibelle (Foto: H.-W. Wünsch, xxl-Foto, 23.04.2011)

Wird ein Männchen auf der Suche nach einem paarungswilligen Weibchen fündig, wird dies sofort ergriffen. Die Paarung beginnt im Flug und wird unmittelbar darauf in der nahen Vegetation, meist auf Bäumen sitzend, fortgesetzt. Sie dauert nur wenige Minuten.
Die Weibchen fliegen daraufhin zur Eiablage an Stellen mit dichtem Uferbewuchs, wo sie ihre Eier im Schwirrflug in Form von kleinen Klumpen unter wippenden Bewegungen ins Wasser abwerfen. Aus den Eiern schlüpfen nach etwa drei Wochen die Larven. Die Larven sind an ihren ungewöhnlich langen Beinen und einem breiten und abgeflachten Abdomen zu erkennen. Der Hinterleib ist mit niedrigen Dorsaldornen versehen. Sie hält sich in bis zu 1 Meter tiefen Gewässerabschnitten auf, in welchen sie sich mit ihren langen Beinen an der submersen Vegetation verankert und dort versteckt auf Beutetiere lauert.
Für die Entwicklung zum Fluginsekt benötigen die Larven, je nach Beschaffenheit des Gewässers, 2 bis 3 Jahre. Im letzten Jahr überwintert die Larve in ihrem endgültigen Entwicklungsstadium, um dann zeitig im folgenden Frühjahr als eine der ersten Großlibellenarten zu metamorphosieren.

   

   

Schlupf (Emergenz) der Gemeinen Smaragdlibelle (Fotos vom 22.04.2011: H.-W. Wünsch) (xxl-Fotos: 1, 2, 3, 4)

Der Schlupf der Art erfolgt zumeist sehr synchron, was bedeutet, dass an mittleren bis größeren stehenden Gewässern mit entsprechender Individuendichte an einem Tag viele Tiere gleichzeitig schlüpfen. Die Autoren konnten in der Hauptabundanz im Monat Mai mehrere Jahre hintereinander den simultanen Schlupf mehrerer hundert Cordulia aenea an einem einzigen Tag beobachten.



Angriff einer Wolfspinne auf eine schlüpfende Larve der Gemeinen Smaragdlibelle (Foto: H.-W. Wünsch, xxl-Foto, 01.05.2010)

Bei der Wahl des Schlupfortes sind die Larven sehr variabel. Während das Gros der Tiere niedrige Schlupfsubstrate wie dem Ufer nahe Binsenvegetationen, Brennnesseln und Farne zur letzten Häutung wählt, konnten auch mehrere Exuvien z. B. an Kiefern und Birken in über drei Metern Höhe weit landeinwärts bis über 20 Meter vom Gewässer entfernt gefunden werden.

   

Ameisen überwältigen eine schlüpfende Larve der Gemeinen Smaragdlibelle (Foto: H.-W. Wünsch, xxl-Foto 1, 2 - 23.04.2011)

Bedingt durch meist niedrige Schlupforte, wird Cordulia aenea während der Emergenz oft Opfer von Prädatoren, wie Ameisen oder Spinnen.

In optimalen Lebensräumen lebt die Gemeine Smaragdlibelle (Cordulia aenea) oft mit folgenden Arten vergesellschaftet:
Der Frühen Adonislibelle (Pyrrhosoma nymphula), dem Frühen Schilfjäger (Brachytron pratense), dem Vierfleck (Libellula quadrimaculata), der Großen Königslibelle (Anax imperator), dem Großen Granatauge (Erythromma najas), dem Großen Blaupfeil (Orthetrum cancellatum), der Glänzenden Smaragdlibelle (Somatochlora metallica), der Gemeinen Becherjungfer (Enallagma cyathigerum), der Blauen Federlibelle (Platycnemis pennipes), der Großen Pechlibelle (Ischnura elegans), der Westlichen Keiljungfer (Gomphus pulchellus) sowie einigen selteneren Arten, wie z. B. der Torf-Mosaikjungfer (Aeshna juncea), der Hochmoor-Mosaikjungfer (Aeshna subarctica elisabethae), der Zierlichen Moosjungfer (Leucorrhinia caudalis) sowie der Nordischen Moosjungfer (Leucorrhinia rubicunda).

Nahrung
Adulte: Cordulia aenea fängt kleine Insekten im Flug. Fliegen, Mücken, Schnaken und sogar Käfer passen dabei in ihr Beutespektrum. Kleinere Beutetiere werden sofort im Flug verzehrt. Eine Besonderheit bildet hierbei das Jagdhabitat. Beide Geschlechter jagen nicht am eigentlichen Fortpflanzungsgewässer. Vielmehr werden die Kronenbereiche der meist nahegelegenen Baumgruppen sowie weiter vom Gewässer entfernte Lichtungen, Waldwege, Feldhecken und locker verbuschtes Gelände zur Nahrungsaufnahme aufgesucht.



Flugstudie der Gemeinen Smaragdlibelle (Foto: H.-W. Wünsch, xxl-Foto, 24.05.2010)

Larven: Über die larvale Entwicklung der Tiere ist nur wenig bekannt. Als Nahrung erbeuten die Larven: Wasserflöhe, Insektenlarven, kleine Krebse und Käfer sowie sonstiges Kleingetier, deren sie habhaft werden können.

Verbreitung in D/Welt
Die Gemeine Smaragdlibelle ist ein eurosibirisches Faunenelement und ist in einem verhältnismäßig schmalen Streifen von Europa bis Asien weit verbreitet. Ihr Areal reicht vom gesamten Mitteleuropa über Sibirien bis nach Japan. Der Süden von England und Irland wird ebenfalls von ihr besiedelt. In den warmen Mittelmeerländern kommt sie nicht vor. Sehr warme bis heiße Regionen werden gemieden. In Deutschland sind ihre Bestände nach Norden hin stark abnehmend.



Juveniles (= junges, frisch geschlüpftes) Weibchen der Gemeinen Smaragdlibelle (Foto: H.-W. Wünsch, xxl-Foto, 23.04.2011)

Verbreitung in NRW
Cordulia aenea tritt in NRW noch recht häufig an vielen stehenden Gewässern jeglicher Größe auf. Alle in unmittelbarer Waldnähe befindliche Teiche und Weiher im gesamten Bundesland NRW, mit und ohne Fischbesatz, die von den Autoren in den letzten Jahren regelmäßig begangen wurden, weisen gesunde Bestände der Art auf.
Bestandsaufnahmen aus anderen Bundesländern haben jedoch dazu geführt, dass die Art in der Vorwarnliste der zum Aussterben bedrohten Tierarten gelistet wird. Da diese Libelle sehr selten ruht und Exuvienfunde, die zum Teil beschädigt sind, leicht mit anderen Arten verwechselt werden können, ist eine Kartierung der Art sehr schwer. Sie im Flug von anderen Falkenlibellen zu unterscheiden und zweifelsfrei zu bestimmen ist kaum möglich. Dies sind einige der Gründe, die zu dem hohen Schutzstatus der Gemeinen Smaragdlibelle führten.

Die historischen Nachweispunkte der Art in NRW (bis 2003) können der Verbreitungskarte der Gemeinen Smaragdlibelle - Cordulia aenea des Arbeitskreises zum Schutz und zur Kartierung der Libellen in Nordrhein-Westfalen entnommen werden.

Benutzte Literatur
BELLMANN, H. (2007): Der Kosmos Libellenführer: Die Arten Mitteleuropas sicher bestimmen. Kosmos (Franckh-Kosmos). 279 S.

DIJKSTRA, Klaas-Douwe B. (2006): Field Guide to the dragonflies of Britain and Europe. British Wildlife Publishing Ltd. 320 S.

STERNBERG, K. & R. BUCHWALD (2000): Libellen Baden-Württembergs, Bd. 2, Großlibellen (Anisoptera). Ulmer Verlag. 712 S

Internet: www.waldschrat-online.de: Die Libellen Nordrhein-Westfalens.

WENDLER, A. & NÜß, J.-H. (1991): Libellen: Bestimmung, Verbreitung, Lebensräume und Gefährdung aller Arten Nord- und Mitteleuropas sowie Frankreichs unter besonderer Berücksichtigung Deutschlands und der Schweiz. - Hamburg: DJN 1991, 129 S.

WILDERMUTH, H. (2008): Die Falkenlibellen Europas. Die Neue Brehm-Bücherei Bd. 653, Westarp Wissenschaften. 512 S.


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Weitere Informationen zu Libellen (Odonata) im Internet

Arbeitskreis zum Schutz und zur Kartierung der Libellen in Nordrhein-Westfalen: Infos, Kontakte, Fotos, Links, Artenliste

www.waldschrat-online.de: Libellen und andere Artengruppen Nordrhein-Westfalens in Bild und Text (mit Schwerpunkt NSG Wahner Heide bei Köln)

Schutzgemeinschaft Libellen in Baden-Württemberg e.V. (SGL): Infos, Kontakte, Fotos, Links, Artenliste, Kartierung, Biologie, Ökologie usw.


Zur Linkliste weiterer interessanter Libellen-Internetseiten auf www.natur-in-nrw.de