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Kleiner/s Leuchtkäfer/Glühwürmchen - Lamprohiza splendidula (LINNAEUS, 1767)
Artenprofil von Axel Steiner
Letzte Änderung: 23.07.2014


Systematische Einordnung

Stamm: Gliederfüßer (Arthropoda)
Klasse: Insekten (Insecta)
Ordnung: Käfer (Coleoptera)
Überfamilie: Weichkäferartige (Elateroidea)
Familie: Leuchtkäfer (Lampyridae)

Synonym:

Phausis splendidula

Fotos (© Axel Steiner)
Breckerfeld


(xxl-Foto)
26.06.2010
Männchen

(xxl-Foto)
26.06.2010
Männchen

(xxl-Foto)
26.06.2010
Männchen
Klick auf die kleinen Bilder oder xxl-Ansicht möglich

(xxl-Foto)
19.07.2014
Weibchen

(xxl-Foto)
19.07.2014
Weibchen
 
Besondere Merkmale

Insekten-ABC, Erklärungen von Fachbegriffen

Männliche und weibliche Glühwürmchen unterscheiden sich in ihrem Aussehen stark voneinander. Man spricht in diesem Zusammenhang von Sexualdimorphismus.

Männchen: dunkel-braunrote Flügeldecken; Halsschild etwas heller mit 2 halbmondförmigen durchsichtigen Fensterchen; sehr große Augen, die durch die Halsschildfenster auch von oben erkennbar sind;



Schön erkennbar sind hier die halbmondförmigen Sichtfenster des männlichen Kleinen Glühwürmchens
(Foto © Axel Steiner, 26.06.2010, xxl-Ansicht per Fotoklick)


Kopf ganz unter dem Halsschild versteckt; Fühler und Beine braun; Halsschild vorn halbkreisförmig geformt und hinten mit stumpfen Hinterecken; Flügeldecken in der Vorderhälfte mit breitem flachen Randsaum; die beiden Leuchtfelder befinden sich auf der Bauchseite auf den Sterniten 5 und 6



Seitenansicht des männlichen Kleinen Glühwürmchens (Foto © Axel Steiner, 26.06.2010, xxl-Ansicht per Fotoklick)


Weibchen: gelblichweiß gefärbt; larvenartig; stark reduzierte Flügel; die Stummel reichen nur bis zum 1. Hinterleibssegment



Weibliches Kleines Glühwürmchen (Foto © Axel Steiner, 19.07.2014, xxl-Ansicht per Fotoklick)


Körperlänge: 6-8 mm (Männchen), 10 mm (Weibchen)


Ähnliche und verwandte Arten:

  

Männlicher Kurzflügel-Leuchtkäfer (Fotos © Axel Steiner, 04.06.2011, xxl-Ansicht per Fotoklick)

Kurzflügel-Leuchtkäfer (Phosphaenus hemipterus): Halsschild ohne durchsichtige Fensterflecken

Großer Leuchtkäfer (Lampyris noctiluca): Größer (Männchen: bis 12 mm, Weibchen: bis 20 mm); scharfwinklige Halsschildhinterecken; nur die Weibchen leuchten

  

Larve des Großen Leuchtkäfers (Fotos © Axel Steiner, 02.05.2009, xxl-Ansicht per Fotoklick)

Lebensraum
Lamprohiza splendidula lebt in lichten Wäldern, an Wald- und Gehölzrändern, auf feuchten Wiesen und Gärten in der Tiefebene und im Vorgebirge. Die hier gezeigten Aufnahmen stammen von Exemplaren, die ich in Breckerfeld (etwa 400 m üNN) im naturnahen Garten beobachten konnte.

Biologie und Lebensweise
Ausgewachsene Kleine Glühwürmchen kann man nachts in Form von "Leuchtpunkten" im Juni und Juli beobachten. Die nachtaktiven Käfer werden deshalb im Volksmund auch "Johanniswürmchen" (die Johannisnacht ist die Nacht vom 23. auf den 24. Juni (Johannistag)) genannt. Die Männchen fliegen in warmen Sommernächten und gehen auf die Suche nach den flugunfähigen am Boden sitzenden Weibchen.



Das Hinterteil des weiblichen Kleinen Glühwürmchens wird in verschiedenen Stellungen effektvoll als Leuchtkörper eingesetzt
(Foto © Axel Steiner, 19.07.2014, xxl-Ansicht per Fotoklick)

Das Glühwürmchen-Licht wird im Rahmen eines komplizierten chemischen Prozess erzeugt und ist kalt. Der Wirkungsgrad der Energieumsetzung liegt etwa bei 95 %. Nahezu die gesamte Energie wird auf biochemischem Wege in Licht umgewandelt und der Käfer erwärmt sich dabei nicht. Man nennt dieses Phänomen "Biolumineszenz". Zusammengefasst nimmt bei diesem Prozess der Leuchtstoff Luziferin mit Hilfe des Enzyms Luciferase (Katalysatorfunktion) und Magnesiumionen als Cofaktoren Sauerstoff auf - das Luziferin wird "oxidiert". Dieser energieintensive Prozess verbraucht eine Menge ATP (Adenosintriphosphat), welches in den Zellen in den sogenannten Mitochondrien gebildet wird. In den Licht erzeugenden Zellen (Photocyten) gibt es aus diesem Grund große Mengen Mitochondrien.
Das Phänomen der Biolumineszenz hat sich bewährt und findet sich in der Natur an vielen Stellen wieder, so z. B. bei Nesseltieren, Kopffüßern und verschiedensten Tiefseebewohnern (DAVID, 2010).

Neben der größeren gelblichen Leuchtfläche an der Unterseite des Hinterleibendes besitzt das Weibchen auch weitere kleinere Leuchtflecken.


Weibliches Kleines Glühwürmchen (Fotos © Axel Steiner, 19.07.2014, xxl-Ansicht per Fotoklick)


   

   

Weibliches Kleines Glühwürmchen im Hell-Dunkel-Vergleich
(Fotos © Axel Steiner, 19.07.2014, xxl-Ansicht per Fotoklick)


   

Die "Leuchtkörper" des männlichen Kleinen Glühwürmchens bei Tag (links) und Nacht (rechts)
(Fotos © Axel Steiner, 26.06.2010, xxl-Ansicht per Fotoklick)


Nach der Befruchtung legen die Weibchen 60 bis 90 Eier am Boden ab. Aus den ebenfalls schwach leuchtenden Eiern schlüpfen noch im gleichen Jahr nach etwa 4 Wochen die Glühwürmchen-Larven. Diese entwickeln sich sehr langsam und überwintern drei- bis viermal. Die geschlechtsreifen Imagines werden hingegen nicht viel älter als etwa 2 Wochen.

Nahrung
Die ausgewachsenen Käfer nehmen keine Nahrung mehr auf. Die Larven sind jedoch erfolgreiche Schneckenjäger, die ihre Beute mit einem Gift töten, das sie aus den Kiefern abscheiden. Dabei werden die Schnecken anhand ihrer Schleimspur verfolgt.

Verbreitung in D/Welt
In Mittel- und Südosteuropa verbreitet. Die Käferart fehlt jedoch in Fennoskandien und auf den Britischen Inseln. In Deutschland in allen Bundesländern nachgewiesen, wobei in Brandenburg und Mecklenburg-Vorpommern wohl nur ältere Nachweise vorliegen (MÖLLER, GRUBE & WACHMANN, 2006). Nach Norden wird das Kleine Glühwürmchen auch in Deutschland immer seltener. Dennoch ist es in Mitteleuropa die häufigste Art der Familie Lampyridae.

Verbreitung in NRW
In NRW ist Lamprohiza splendidula meines Wissens weit verbreitet. Vermutlich ist aber auch hier der Trend in Richtung abnehmende Verbreitung und sinkende Individuenzahlen auch hier erkennbar.

Benutzte Literatur
DAVID, W. (2010): Von Fallenstellern und Liebesschwindlern. Begegnungen im Naturgarten. pala Verlag, 175 S.

HARDE, K. W. & F. SEVERA (2014): Der Kosmos Käferführer - Die Käfer Mitteleuropas. 7. überarb. Aufl., Franckh-Kosmos Verlags-GmbH & Co. KG, 352 S., Stuttgart.

HARDE, K. W. & H. PFLETSCHINGER (1978): Bunte Welt der Käfer. 120 einheimische Käfer in Farbe. Franckh'sche Verlagshandlung, W. Keller & Co., 71 S.

MÖLLER, G.; R. GRUBE & E. WACHMANN (2006): Der Fauna-Käferführer I - Käfer im und am Wald. Fauna Verlag, Nottuln. 334 S.

WILLNER, W. (2013): Taschenlexikon der Käfer Mitteleuropas. Die wichtigsten Arten im Porträt. Quelle & Meyer. 400 S.

ZAHRADNIK, J. (1985): Käfer Mittel- und Nordwesteuropas. Paul Parey - 498 S.


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Weitere Informationen zu Käfern (Coleoptera) im Internet

laternentanz.eu: Umfangreiche Informationen über Glühwürmchen interessant aufbereitet für große und kleine Glühwürmchen-Fans

gluehwuermchen.ch: Schweizer Seite über Glühwürmchen mit umfangreichen Informationen

chemie.uni-jena.de: Dr. Dieter Weiß, Institut für Organische Chemie und Makromolekulare Chemie Friedrich-Schiller-Universität Jena: Umfangreiche wissenschaftliche Informationen über Biolumineszenz (insbesondere für Chemiker geeignet!)

AG Rheinischer Koleopterologen (www.koleopterologie.de): Die Seite zum Thema Käfer. Links, Veröffentlichungen, Termine, Fotogalerie


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