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Gemeine/Braune/Frühlings-Trauerbiene - Melecta albifrons FORSTER 1771
Artenprofil von Axel Steiner
Letzte Änderung: 16.04.2016


Systematische Einordnung

Stamm: Gliederfüßer (Arthropoda)
Klasse: Insekten (Insecta)
Ordnung: Hautflügler (Hymenoptera)
Familie: Bienen (Apidae)
Synonyme: Melecta armata, Melecta punctata

Fotos (© Axel Steiner)
Breckerfeld


xxl-Foto
11.05.2015

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23.05.2015
 
Klick auf die kleinen Bilder oder xxl-Ansicht möglich

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11.05.2015

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23.05.2015
 
Besondere Merkmale

Insekten-ABC, Erklärungen von Fachbegriffen



Gemeine Trauerbiene: Gut erkennbar sind die seitlichen hellen Haarbüschelflecken auf dem Hinterleib
(Foto: © Axel Steiner, Breckerfeld, 11.05.2015, xxl-Foto per Bildklick)

braungelbe dichte Behaarung der Brust (= Thorax); Hinterleib nach hinten etwas zugespitzt; seitlich mit dreieckigen, hellen (beige) Tegitflecken; als Brutparasit fehlt ein Pollensammelapparat; abgerundetes, beidseitig bedorntes und einheitlich schwarz bis braun behaartes Schildchen; die Schienen (Tibiae) des 2. + 3. Beinpaars sind auf der oberen Hälfte hell behaart; beide Geschlechter ähneln sich sehr



Die Gattung Melicta ist u. a. auch an ihren 3 Cubitalzellen im Flügel erkennbar (Foto: © Axel Steiner, Breckerfeld, xxl-Foto per Bildklick)

Weibchen: 12 Fühlerglieder
Männchen: 13 Fühlerglieder; hellere Gesichtsbehaarung und längere Behaarung der Schienen

Größe: 12-17 mm


Ähnliche Arten:

Andere Trauerbienen-Arten (z. B. Melecta luctuosa) besitzen zwar ebenfalls helle Haarflecken auf ihrem Körper sind jedoch schwarz und nicht braun behaart.



Die sehr seltene Verwechslungsart: Weißfleckige Trauerbiene
(Melecta luctuosa, Teverener Heide bei Geilenkirchen, Foto © Ben Hamers)


Lebensraum
An alten lehmverputzten Mauern, lehmigen/lößhaltigen Steilwänden oder auch an lehmigen Insektennisthilfen findet die Gemeine Trauerbiene ihre Wirte. Der Lebensraum richtet sich demnach auch nach dem Vorliegen geeigneter Nistmöglichkeiten. Natürliche Nistplätze sind sonnenbeschienene, unbewachsene Lehmwände, Abbruchkanten, steile Flußufer, aber auch Hohlwege, Weinberge, Sand-, Kies- und Lehmgruben, Steinbrüche oder lehmverfugte Gemäuer. In der Höhe stößt die Art bei ca. 1300 m ü. NN an ihre Verbreitungsgrenze (AMIET & KREBS, 2012). WESTRICH (1990) konnte für Baden-Württemberg jedoch eine deutliche Bevorzugung von Lagen unter 500 m ü NN feststellen.

 

Da lehmige Abbruchkanten nicht so häufig zu finden sind, kann man den hübschen Tieren auf leichte Art und Weise auch zu Hause im Garten oder auf dem Balkon einen Unuterschlupf bieten. Als Ersatznistplatz für die Gemeine Pelzbiene können z. B. ehemals mit Schafskäse gefüllte 1500g-Dosen dienen. Diese habe ich mit Claytec-Lehmputz (gemischt mit Sand) gefüllt und Löcher mit Stiften unterschiedlicher Dicke und einem Kochlöffelstiel im noch feuchten Lehm vorgebohrt. Nach dem Abtrocknen der Lehmmasse haben sich zahlreiche Gemeine Pelzbienen und Gemeine Trauerbienen über das Nistplatzangebot gefreut. In den Bildern sitzt eine Gemeine Trauerbienen in Lauerposition vor den Pelzbienennestern. Die Abraumberge zeigen an, dass die vorgebohrten Löcher von Bewohnern erweitert wurden. Ich kann nur jedem Naturfreund empfehlen sich die interessanten Bewohner auf diese Weise etwas näher anzusehen. Selbstverständlich eignen sich auch jede Menge andere mit Lehm-Sandmischungen gefüllte Behältnisse, wie z. B. Eimer, Tontöpfe oder Blumenkästen uvm. als Nisthilfe. Der Lehm sollte aber im getrockneten Zustand noch mit dem Fingernagel wegzukratzen sein - ansonsten ist die Mischung zu hart geworden! (Foto: © Axel Steiner, Breckerfeld, 08.05.2015 und 11.05.2015, xxl-Fotos per Bildklick)



Diese, in der Nähe von Anthophora-Erdnestern wartende, Gemeine Trauerbiene konnten Angelika & Reimund Ley unter ihrem Balkon am 21.04.2015 in Recklinghausen fotografieren (xxl-Foto per Bildklick).

Biologie und Lebensweise
Der deutsche Gattungsname "Trauerbiene" hat seinen Ursprung in der meist tiefschwarzen Behaarung der anderen Trauerbienen-Arten. Die Gemeine oder auch Braune Trauerbiene stellt mit ihrer bräunlichen Behaarung somit eine Ausnahme von der Regel dar.

Als Brutparasit (man spricht auch von Kuckucksbiene) orientiert sich die Flugzeit der Gemeinen Trauerbiene an denen ihres Wirtes, der Gemeinen Pelzbiene (Anthophora plumipes) und anderen Anthophora-Arten. Kuckucksbienen legen keine eigenen Nester an und tragen auch keine Vorräte ein (fehlende Sammeleinrichtungen!), sondern schmarotzen bei Pelzbienen.



Eine der Wirtsarten: Die Gemeine Pelzbiene (Anthophora plumipes) beim Abflug aus ihrem Nest
(Foto: © Axel Steiner, Breckerfeld, 12.05.2015, xxl-Foto per Bildklick)

Angaben über die Flugdauer variieren jedoch je nach Autor. DREES (2005) gibt eine Flugzeit von Mitte April bis Mitte Mai an, während AMIET & KREBS (2012) von einer deutlich ausgedehnteren Flügzeit von März bis Juli ausgehen. Die Gemeine Trauerbiene ist univoltin, d. h. es wird pro Jahr eine Generation ausgebildet.



Diese Trauerbiene kontrolliert das Nest einer Pelzbiene (Foto: © Axel Steiner, Breckerfeld, 12.05.2015, xxl-Foto per Bildklick)

Während dieser Zeiten kann man sie an den Nistplätzen ihrer Wirte beobachten. Hin und wieder verschwinden die Weibchen auch in den Pelzbienennestern, sodass es bei einem Aufeinandertreffen zu Streitigkeiten zwischen Wohnungsbesitzer und -besetzer kommen kann.



Verschlossenes Pelzbienennest (Foto: © Axel Steiner, Breckerfeld, 11.05.2015, xxl-Foto per Bildklick)

Die Eiablage im Wirtsnest findet wohl erst nach dem Verschließen statt. Die weibliche Gemeine Trauerbiene durchbohrt mit ihrem spitzen Hinterende das von der Pelzbiene verschlossene Nest und legt ihr eigenes Ei ab.



Das spitze Hinterende wird als Werkzeug zum Aufbruch der Nestwand genutzt
(Foto: © Axel Steiner, Breckerfeld, 11.05.2015, xxl-Foto per Bildklick)

Während das Pelzbienenei von der Pelzbiene direkt am angelegten Nahrungsmittelvorrat abgelegt wird, legt die Gemeine Trauerbiene ihr Ei separat, wohl oft auch an der Unterseite des Zellendeckels, ab.



Diese Gemeine Trauerbiene schaut aus einem aufgebrochenen Pelzbienennest
(Foto: © Axel Steiner, Breckerfeld, 12.05.2015, xxl-Foto per Bildklick)

Nach dem Schlüpfen frisst die Trauerbienen-Larve zunächst das Ei oder die Larve der Pelzbiene und ernährt sich anschließend von den Nahrungsvorräten der Pelzbiene. Die Larve wächst zur fertig entwickelten Trauerbiene heran, die anschließend in der Brutzelle überwintert, aus der sie schließlich im April des Folgejahres schlüpft.

Trauerbienen sind bekannt dafür, dass sie sich mit ihren Oberkiefern beim Schlafen gerne an Pflanzenteilen verankern und festbeißen.

Nahrung



Diese Gemeine Trauerbiene ist kurz vor dem Abflug (Foto: © Axel Steiner, Breckerfeld, 11.05.2015, xxl-Foto per Bildklick).

Trauerbienen besuchen gerne Pflanzenarten aus der Familie der Lippenblütler (Lamiaceae) zur Nektaraufnahme. WESTRICH (1990) gibt als geeignete Nektarquellen die Rote und Weiße Taubnessel, Gundermann, Kriechender Günsel, aber auch Blaukissen, Huflattich und Löwenzahn an. Auch DREES (2005) konnte den Blütenbesuch einer Gemeinen Trauerbiene am Löwenzahn (Taraxacum officinale) beobachten.



Gemeine Trauerbiene (Foto: © Axel Steiner, Breckerfeld, 23.05.2015, xxl-Foto per Bildklick)

Verbreitung in D



Gemeine Trauerbiene im Größenvergleich mit einer Erz- oder Brackwespe (?)
(Foto: © Axel Steiner, Breckerfeld, 23.05.2015, xxl-Foto per Bildklick)

In weiten Teilen Europas insbesondere in Mitteleuropa und ganz Deutschland häufig und verbreitet. Als Brutparasit profitiert die Gemeine Trauerbiene von der Häufigkeit ihres Wirtes, der Gemeinen Pelzbiene (Anthophora plumipes).

Verbreitung in NRW
In der Roten Liste der Wildbienen NRWs (ESSER, FUHRMANN, VENNE et al., 2010) wird Melecta albifrons als ungefährdet, aber selten eingestuft. Lediglich im Naturgroßraum Süderbergland (Bergisches Land und Sieger- und Sauerland) ist ihr die "Vorwarnstufe" zugewiesen. DREES (2005) beschreibt die Art, bezogen auf den Raum Hagen, als ziemlich verbreitet, aber nicht häufig.



Gemeine Trauerbiene in der Seitenansicht (Foto: © Axel Steiner, Breckerfeld, 11.05.2015, xxl-Foto per Bildklick).

Benutzte Literatur
AMIET, F. & A. KREBS (2012): Bienen Mitteleuropas. Gattungen, Lebensweise, Beobachtung. Haup Verlag. 424 S.

BELLMANN, H. (2005): Bienen, Wespen, Ameisen. Kosmos-Naturführer, Franckh-Kosmos Verlag. - Stuttgart. 336 S.

DREES, M. (2005): Zur Bienenfauna des Raumes Hagen (Hymenoptera: Apidae). Abhandlungen aus dem Westfälischen Museum für Naturkunde. 68. Jahrgang, Heft 1, 56 S. pdf

ESSER, J; M. FUHRMANN; C. VENNE et al. (2010): Rote Liste und Gesamtartenliste der Wildbienen und Wespen - Hymenoptera - Aculeata - in Nordrhein-Westfalen. Herausgeber: Landesamt für Natur, Umwelt und Verbraucherschutz NRW, pdf

LÖBF - LANDESANSTALT FÜR ÖKOLOGIE, BODENORDNUNG UND FORSTEN NORDRHEIN-WESTFALEN (2004): Stechimmen in Nordrhein-Westfalen – Ökologie, Gefährdung, Schutz. – Schriftenreihe der Landesanstalt für Ökologie, Landschaftsentwicklung und Forstplanung Nordrhein-Westfalen 20: 327 S., Recklinghausen.

MÜLLER, A.; A. KREBS; F. AMIET (1997): Bienen: Beobachtung, Lebensweise. München - Naturbuch-Verlag. 384 S.

WESTRICH, P. (1990): Die Wildbienen Baden-Württembergs. Herausgabe in Zusammenarbeit mit der Landesanstalt für Umweltschutz Baden-Württembergs - Inst. für Ökologie u. Naturschutz. - 2. Aufl. Stuttgart: Ulmer. 972 S.


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Weitere Informationen zu Bienen (Apidae) im Internet
www.naturspaziergang.de: Artenprofil mit Fotos

www.wildbienen.de: Artenprofil von Melecta albifrons

www.wildbienen.info: Artenprofil: Melecta albifrons

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