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Sumpfborstling
Trichophaeopsis paludosa (BOUD.) HÄFFNER & L.G. KRIEGLST. (1991)
Artenprofil von Fredi Kasparek


Systematische Einordnung

Reich: Pilze (Fungi)
Klasse: Schlauchpilze (Ascomycetes)
Ordnung: Schlauchpilze deren Schläuche sich zwecks Sporenbefreiung durch ein Deckelchen öffnen = operculate Ascomyceten (Pezizales)
Familie: Borstlingsartige (Pyronemataceae)
Gattung: Grauborstlinge (Trichophaeopsis)
Synonyme:






Ciliaria paludosa Boud., Bull. Soc. mycol. Fr. 10: 65 (1894);
Lachnea paludosa (Boud.) Sacc., Syll. fung. (Abellini) 11: 400 (1895);
Patella paludosa (Boud.) Seaver, North American Cup-fungi, (Operculates) (New York): 174 (1928);
Trichophaea paludosa (Boud.) Spooner, (1991)

Fotos (© Fredi Kasparek)
MTB 4408/2 Gelsenkirchen-Herten


(xxl-Foto)

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Besondere Merkmale, Beschreibung der Artmerkmale

Wissenschaftliche Fachbegriffe werden hier im Pilz-ABC erklärt!

Makroskopische Beschreibung nach eigenen Aufsammlungen:

Fruchtkörper: 1-2 (-4) mm Ø; jung kugelig, bis halbkugelig; öffnet sich bei Reife becher- bis schalenförmig; Fruchtschicht (Hymenium) glatt, grauweiß, schwach blaustichig, später grauocker, Fleisch = Trama ebenso; Außenseite graubräunlich bis hellbraun, basal durch feinen Haarbewuchs braunfilzig, dann aufsteigend bis zum Becherrand dicht mit kräftigen, ± spitz auslaufenden braunen Borsten besetzt; im Basisbereich 50-100 µm, aufsteigend bis 800 µm Länge am Becherrand; Borsten bei jungen Fruchtkörpern schildförmig über das Becherchen geneigt; beim Öffnen der Fruchtkörper richten sich die Randborsten ± auf und geben die Fruchtschicht frei; Fruchtkörper stiellos dem Substrat aufsitzend; meistens mit zahlreichen Fruchtkörpern dicht gedrängt, nesterweise oder gesellig-rasig, selten einzeln erscheinend
Die meisten der hier aufgeführten Merkmale sind nur mit einer Hand- bzw. Stereolupe erkennbar. Wichtige arttypische Mikromerkmale müssen in Wasser und Lugol untersucht werden!

Asci: 230-280 x 12-20 µm, zylindrisch, J-, reife Sporen (aus den Asci ausgeschleuderte) vermessen: 17-22 x 9-12 µm ohne Ornament; 25-30 x 17-22 µm mit Ornament; uniseriat im Ascus liegend; breit ellipsoid; hyalin; unreif mit 2 mittelgroßen Guttulen, ohne Ornament; außen mit hyalinen, kugeligen, halbkugeligen bis konvexen Ornamenten von 2-10 x 2-8 µm dicht besetzt,, diese verleihen den Sporen ein traubenförmiges Aussehen

Paraphysen: zylindrisch; mehrfach septiert; apikal schwach angeschwollen; die Asci kurz überragend; an der Spitze 3-6 µm breit; Hymenium aus Textura intricata in Textura angularis übergehend

Haare: 100-800 x 5-12 µm; Basis einfach oder gegabelt wurzelnd; Einzelborsten blassgelb bis rotbraun; meistens spitz auslaufend; teilweise kurz gegabelt; manchmal abgestumpft oder gebogen; Spitzen blassgelb bis hyalin; basal gelb bis rostbraun; 2- bis 5-mal septiert

Ökologie, Substrat, Lebensweise
Dieser seltene Saprobiont kann in Laub- und Nadelwäldern erscheinen. Er wächst nach Literaturangaben wie auch nach eigenen Beobachtungen auf nackter, feuchter Erde die mit verkohlten Holzresten und Asche alter Brandstellen untermischt ist. Weiter wurde der Sumpfborstling auf alten, von Pioniermoosen und jungen Kräutern eroberten Brandstellen gefunden. Eigene, dokumentierte Aufsammlungen konnte der Verfasser an Teichrändern die von Weiden-, und Haselnusssträuchern flankiert waren, beobachten. Hier lag keine carbophile (= verkohlte Holzreste an Brandstellen) Einwirkung vor!

Verwechslungsarten oder nahe Verwandte
Eine Makrobestimmung im Feld ist wegen der winzigen Fruchtkörper und weiterer sehr ähnlicher Arten ausgeschlossen. Verwechslungen sind daher mit Gattungsverwandten und Arten aus nahestehenden Fremdgattungen möglich.

   

Doppelspitziger Borstling (Trichophaeopsis bicuspis, Fotos: Fredi Kasparek, xxl-Foto 1, xxl-Foto 2)

In erster Linie unterscheidet sich der Doppelspitzige Borstling (Trichophaeopsis bicuspis) vom Sumpfborstling an seinen beidseitig spitz auslaufenden Haaren die in der Mitte durch einen stielartigen Steg verbunden sind und im äußeren Excipulum wurzeln. Weitere Unterscheidungsmerkmale sind die glatten, ornamentlosen Sporen, sowie das Vorkommen an morschen Laubhölzern - meines Wissens ausschließlich an Pappelstämmen (Populus) oder an gehäckselten Pappeln.

   

Woolhop`scher Borstling (Trichophaea woolhopeia, Fotos: Fredi Kasparek, xxl-Foto 1, xxl-Foto 2)

Im Feld hat der Finder kaum eine Chance den Woolhop`schen Borstling (Trichophaea woolhopeia) zu benennen und vom Sumpfborstling abzugrenzen. Die stets tief in oft sandigen Böden eingesenkten Apothecien könnten jedoch einen vagen Hinweis auf diese Art geben. Die glatten breitovalen Sporen und weitere unterschiedliche Mikromerkmale schließen den Sumpfborstling als mögliche Verwechslungsart allerdings schnell aus.

   

Brandstellen-Haarbecherling (Tricharina praecox, Fotos: Fredi Kasparek, xxl-Foto 1, xxl-Foto 2)

Der Brandstellen-Haarbecherling (Tricharina praecox) fällt schon durch seine lehm-gelblichgrauen Apothecienfarbe aus dem Verwechslungsraster. Mikroskopisch betrachtet untermauern die glatten eguttulaten Sporen und die hellbraunen, apical abgerundeten Haare, die sich oft schlängeln oder verbogen sind, die Bestimmung als Brandstellen-Haarbecherling.

Die hier angegebenen Unterscheidungsmerkmale müssen individuellen weiteren Untersuchungsergebnissen am Mikroskop standhalten. Erst dann kann man zu einer gesicherten Artbestimmung gelangen.

Giftigkeit bzw. Speisewert
Bei - wie hier vorgestellt - kleinen bis winzigen Ascomyceten, erübrigt sich die Frage nach dem Speisewert und der Giftigkeit. Ascomycetenfreunden bedeutet der Nachweis einer seltenen Art jedoch sehr viel mehr als kulinarische Pilzgenüsse je auslösen können.

Erscheinungszeitraum
Der Sumpfborstling kann vom Frühjahr bis zum Spätherbst erscheinen. Dokumentierte Aufsammlungen wurden im Mai, Juni, August, September und November notiert.

Verbreitung/Häufigkeit in Deutschland
Bisher wurden nur wenige Funde vom Sumpfborstling in Deutschland gemeldet und dokumentiert. Einige Bundesländer warten noch auf ihren Erstnachweis. Die Rote Liste der gefährdeten Pflanzen Deutschlands (1996) weist den Sumpfborstling als stark gefährdete Art aus (RL 2).

Verbreitung in NRW
Auch in NRW sind - wie in ganz Deutschland - äußerst selten Aufsammlungen des Sumpfborstlings gemeldet und dokumentiert worden. Die Funde des Verfassers stammen aus den Jahren 1997, 98 und 2000 aus dem MTB 4408/2 Gelsenkirchen-Herten (danach nicht mehr!). Bereits im Jahre 1986 wurde knapp außerhalb von NRW's Landesgrenzen in Rheinland-Pfalz MTB 5605 (Stadtkyll) eine Kollektion aufgesammelt und dokumentiert. Außerhalb unseres Bundeslandes gelangen in den Niederlanden hochkarätigen Ascomycetenfreunden schon im Jahre 1982 einige Aufsammlungen vom Sumpfborstling, die auch dokumentiert und publiziert wurden (HÄFFNER & KRIEGLSTEINER, 1991). In den letzten Jahren wurden gelegentliche Einzelfunde inner- und außerhalb Deutschlands gemeldet, die allerdings den Status "einer besonders seltenen Spezies" nicht in Frage stellen.

Benutzte Literatur
BOLLMANN, A., A. GMINDER, & P. REIL (2007): Abbildungsverzeichnis europäischer Großpilze, 4. überarbeitete Auflage, Hornberg, Vol. 2

BOUDIER, E. (1905-1910): Icones Mycologicae, Tome 2, Tome 4

BREITENBACH, J. & F. KRÄNZLIN (1981): Pilze der Schweiz. Band 1 Ascomyceten

HÄFFNER, J. (1987): Beiträge zur Kenntnis der Pilze Mitteleuropas, Band III. Herausgegeben von der Arbeitsgemeinschat Mykologie Ostwürttemberg (AMO). Rezente Ascomycetenfunde IV. Die Gattungen Miladina und Sphaerosporella, Trichophaea paludosa, S. 413-426

HÄFFNER, J. & L. G. KRIEGLSTEINER (1991): Zeitschrift für Mykologie, Band 57(1). Rezente Ascomycetenfunde XII. Trichophaeopsis paludosa und benachbarte Formen. S. 167-173

KASPAREK, F. (2001): Der Tintling, Die Pilzzeitung. Heft 3, 6. Jahrg. Brandstellenpilze Teil 2: Schlauchpilze, S. 31-38


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Weitere Informationen zu Pilzen (Fungi) im Internet

www.tintling.de: Pilzzeitung (Der Tintling), Wochenkalender, Infos, Fachbeiträge, Fotos, Rezepte, Literatur...

www.pilzepilze.de: Forum, mehr als 500 Pilze in der Galerie, Interessantes über Pilze, Literaturempfehlungen...

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