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Netzigsporiges Moosschälchen - Neottiella rutilans (FRIES) DENNIS 1960
Artenprofil von Fredi Kasparek


Systematische Einordnung

Reich: Pilze (Fungi)
Klasse: Schlauchpilze (Ascomycetes)
Ordnung:


Schlauchpilze deren Schläuche sich zwecks Sporenbefreiung durch ein Deckelchen öffnen (= operculate Ascomyceten) (Pezizales)
Familie:

Moosbecherlingsartige und verwandte Gattungen (Pyronemataceae)
Gattung: Moosschälchen (Neottiella)

Fotos (© Fredi Kasparek)
MTB 4207/4 Raesfeld (Emmelkämper Mark/Westliches Münsterland)


(xxl-Foto)

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Klick auf die kleinen Bilder oder xxl-Ansicht möglich
     
Besondere Merkmale, Beschreibung der Artmerkmale

Wissenschaftliche Fachbegriffe werden hier im Pilz-ABC erklärt!

Fruchtkörperbeschreibung: Apothecium 3-15 mm Ø, erst schalen-, schüssel- oder napfförmig, später flach tellerförmig, kurz gestielt oder zur Basis konisch-stielförmig verjüngt, dickfleischig, Hymenium glatt, wachsartig, gelborange-, seltener bis rotorangefarbig; Außenseite blasser gelblich, fein filzig und mit hyalinen Härchen besetzt (die Haare können nur unter dem Mikroskop erkannt werden!), der im Substrat eingesenkte Stiel ist gelblichweiß, der Apotheciumrand wird durch eine schmale, weißfilzige Zone begrenzt

Sporen: 19-27 x 12-15 µm, hyalin, oval bis breit ellipsoid, vollständig bis unvollständig netzartig ornamentiert, zuweilen auch zusätzlich unregelmäßig warzig

Ökologie, Substrat, Lebensweise
Auf mit Moosen bewachsenen sandigen Böden (Trocken-, Halbtrockenrasen), zwischen Pioniermoosgesellschaften an gestörten Plätzen in der Natur die durch natürliche Ursachen entstanden sind (z. B. Erdverschiebungen in Sandgruben) oder von Menschen verursacht wurden, in Parks, auf Friedhöfen, an Böschungen, in bemoosten Nischen an Natursteinbauwerken, u. ä. Biotopen können Moosschälchen und Moosbecherlinge erscheinen.
Alle Moosbecherlinge, wozu auch die Arten der Gattung Neottiella gehören, sind Moosparasiten. Den Hauptwirt des Netzigsporigen Moosschälchens stellt die Familie der Haarmützenmoose Polytrichaceae (Laubmoose) mit der Art Polytrichum juniperum, aber auch Oligotrichum hercynicum wird parasitiert.

Verwechslungsarten oder nahe Verwandte
Moosbecherlinge (Octospora) und Moosschälchen (Neottiella) können in den allermeisten Fällen nur mikroskopisch sicher bestimmt werden. Mooskenner sind eindeutig im Vorteil, weil viele Moosparasiten nur eine bestimmte Moosart als Wirt bevorzugen.


   

Punktiertsporiges Moosschälchen (Neottiella vivida, Fotos: F. Kasparek) xxl-Foto 1, xxl-Foto 2

Ein absoluter Doppelgänger des Netzigsporigen Moosschälchens ist das Punktiertsporige Moosschälchen (Neottiella vivida). Diese Art besitzt lediglich zwei Abgrenzungsmerkmale die sie allerdings eindeutig vom Netzigsporigen Moosschälchen unterscheidet. Sein Wirt ist das Haarmützenmoos (Polytrichum piliferum), ganz selten parasitiert es auch an Polytrichum strictum. Im Gegensatz zu den netzig-reticulierten Sporen der Profilart, bestehen die Ornamentationen der Sporen des Punktiertsporigen Moosschälchens aus rundlichen isolierten Warzen.




Atrichum-Moosschälchen (Neottiella albocincta, Foto: F. Kasparek) xxl-Ansicht!

Das äußerst seltene und auch verwechslungsträchtige Atrichum-Moosschälchen (Neottiella albocincta) wurde erst wenige Male in Deutschland entdeckt. Wie schon der Name sagt, parasitiert es auch an einem Haarmützenmoos, nämlich an Atrichum undulatum (Laubmoos). Seltsamerweise wurde dieses Moosschälchen in Deutschland bis 2006 erst dreimal - ausschließlich auf Friedhöfen entdeckt. Zwei Funde, je einer auf dem Potsdamer- und Marzahner Friedhof (Berlin), der dritte und vierte Nachweis gelang dem Verfasser 2006 und 2007 auf dem Hertener Waldfriedhof (Westfalen). Auch hier parasitierte das Moosschälchen wie an den beiden anderen Fundstellen an dem Moos Atrichum undulatum. Auch dieses Moosschälchen besitzt weitere Abgrenzungsmerkmale. Der Habitus unterscheidet sich oft durch ein kräftiges, kurzes, säuliges Stielchen das den ziemlich abrupt abgesetzten Becher trägt. Seine Sporen sind zum Netzigsporigem Moosschälchen mit 17-23 x 12-14 µm um 2-4 µm kleiner und schmaler, und unregelmäßig netzig ornamentiert, dazu gesellen sich isoliert stehende Warzen.
Warum dieses Moosschälchen in Deutschland nur gestörte Plätze auf Friedhöfen wählt, obwohl das Moos Atrichum undulatum in Wäldern, Gärten, und in zahlreichen weiteren geeigneten Nischen in der Natur vorkommt und als häufig zu bezeichnen ist, ist unbekannt und es liegen dazu noch keine schlüssigen Forschungsergebnisse vor. Vielleicht kann es das von Friedhofspflegern oft verletzte Moos leichter besiedeln. Weltweit werden allerdings auch andere Standorte genannt.

Giftigkeit bzw. Speisewert
Diese Rubrik erübrigt sich für Winzlinge wie hier abgehandelt, weil sie toxikologisch noch nicht untersucht wurden.

Erscheinungszeitraum
Hauptsächlich im Spätsommer erscheinend. Anschließend bis zum Winter ausharrend.

Verbreitung/Häufigkeit in Deutschland
Die meisten Funde wurden an den Küsten und in montanen Lagen notiert. Allgemein zerstreut bis selten vorkommend.

Verbreitung in NRW
Sehr selten - einziger mir bekannter Fundort ist die Emmelkämper Mark (Raesfeld) im Westlichen Münsterland.

Benutzte Literatur
BENKERT, D. (1976): Zeitschrift Feddes Reportorium, Band 87, Heft 9-10, S. 611-642

BENKERT, D. (1995): Zeitschrift Boletus, Jahrg. 19 Heft 4 Becherlinge als Moosparasiten

BENKERT, D. (1998): Z.-Myk., Band 64 (2) S. 153-161. Beiträge zur Kenntnis bryophiler Pezizales-Arten

BOLLMANN, A.; A. GMINDER & P. REIL (2002): Abbildungsverzeichnis europäischer Großpilze, Jahrbuch der Schwarzwälder Pilzlehrschau

BOUDIER, E. (1905-1910): Icones Mycologicae, Tome II, Abb. 315, 316, Tome IV, S. 175-176

BREITENBACH, J. & F. KRÄNZLIN (1981): Pilze der Schweiz. Band 1 Ascomyceten

DENNIS, R. W. G.(1978): British Ascomycetes

ITZEROTT, H. (1981): Nova Hedwigia Bd. XXXIV, S.278. Die Gattung Octospora mit besonderer Berücksichtigung der Pfälzer Arten

KAJAN, E. (1988): Pilzkundliches Lexikon

KASPAREK, F. (2003): Der Tintling, Heft 36, Ein Kessel Buntes Teil 2, S. 57, Punktiertwarzigsporiger Moos-Becherling

KASPAREK, F. (2004): Der Tintling, Heft 39, Ein Kessel Buntes Teil IV, S. 45-50. Zu Neottiella rutilans und N. vivida, Netzsporiger- und Punktiertwarzigsporiger Moosbecherling

KASPAREK, F. (2005): Der Tintling, Heft 42, Ein Kessel Buntes Teil VI, S. 29-30. Neue Erkenntnisse an den Moosbecherlingen Neottiella rutilans und N. vivida

KASPAREK, F. (2006): Der Tintling, Heft 49, Ein Kessel Buntes Teil XIII, S. 19-22. Neottiella albocincta (Berk. & M.A. Curtis) Sacc. (1889), Fam. Pyronemataceae

KRIEGLSTEINER, G. J. (1991): Verbreitungsatlas der Großpilze Deutschlands (West). Band 1: Ständerpilze, Teil b: Blätterpilze. Eugen. Ulmer Verlag

YAO, Y.-J. & B.M. SPOONER (1996): Mycol. Res. 100 (2): 175-178. Notes on British species of Octospora u. Neottiella


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Weitere Informationen zu Pilzen (Fungi) im Internet

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