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Ulmen-Rasling, Ulmen-Seitling, Ulmen-Austernpilz -
Lyophyllum ulmarium (BULLIARD 1791 : FR. 1821) KÜHNER 1938
Artenprofil von Fredi Kasparek


Systematische Einordnung

Reich: Pilze (Fungi)
Klasse: Ständerpilze (Basidiomycetes)
Ordnung: Blätterpilze (Agaricales)
Familie: Ritterlingsartige (Tricholomataceae)
Gattung: Rasling (Lyophyllum)

Synonym:

Hypsizygus ulmarius

Fotos (© Fredi Kasparek)
MTB 4408/2 Gelsenkirchen-Herten (Schlosswald)


(xxl-Foto)

(xxl-Foto)

(xxl-Foto)
Klick auf die kleinen Bilder oder xxl-Ansicht möglich
     
Besondere Merkmale, Beschreibung der Artmerkmale

Wissenschaftliche Fachbegriffe werden hier im Pilz-ABC erklärt!

Habitus: Bis 20 cm groß werdender, exzentrisch gestielter cremeweißer Rasling der meistens büschelig an toten Laubbäumen erscheint.

Hut: 5-20 cm Ø, jung halbkugelig, dann polsterförmig, manchmal flach gebuckelt oder mit niedergedrückter Mitte, weißlich, dann blass ockergrau mit beige-olivlichen Nuancen, reife Fruchtkörper erscheinen feucht marmoriert wasserfleckig, beim Trocknen reißen die unregelmäßigen rundlichen Flecken felderig auf. Huthaut glatt, nicht hygrophan (eine konzentrische dunklere Wasserzone von der Hutspitze zum Rand bildend)!, Hutrand scharf und gerade.

Lamellen: weißlich bis blass cremefarben, ziemlich engstehend, ausgebuchtet angewachsen und mit Zähnchen angeheftet, mit Lamelletten, Schneiden sanft wellig.

Stiel: 5-15 x 1-3 cm, je nach Anwuchsstelle unterschiedlich lang, cremefarben bis gelb-ockerlich, zur Basis erst keulig anschwellend, dann bis im Substrat kurz ausspindelnd. Wenn der Pilz aus Ast- oder Stammhöhlungen austritt, ist der Stiel meistens exzentrisch angewachsen und stark gebogen, selten lateral gestielt. Oberfläche faserig, zur Basis längsfurchig oder grubig, mit weißem Basalfilz umgeben, voll, faserfleischig.

Fleisch: weiß, dick und zäh. Geschmack mild, Geruch schwach mehlig oder säuerlich, manchmal ganz fehlend.

Sporenpulver: weißlich

Ökologie, Substrat, Lebensweise
An verschiedenen kranken oder toten Laubbäumen, vornehmlich an Ulmen, Rosskastanien, Pappeln, und Buchen, in Parks, an Waldrändern, oder in Weichholzauen. Der Ulmen-Rasling ist ein Schwächeparasit (kranke Organismen befallen) und Saprobiont (Fäulniszersetzer).

Verwechslungsarten oder nahe Verwandte
Ähnlich gefärbte Rötelritterlinge und Raslinge z. B. der Weiße Rasling (Lyophyllum connatum) wachsen terrestrisch (auf nackter Erde) und sind zentral gestielt.



Weißer Rasling (Lyophyllum connatum, Foto: F. Kasparek) xxl-Ansicht!


Ähnliche holzbewohnende Seitlinge (Pleurotus) besitzen weit am Stiel herablaufende Lamellen, wodurch sie sich vom Ulmen-Rasling deutlich unterscheiden.

Beringter Seitling

Beringter Seitling (Pleurotus dryinus) xxl-Foto (© F. Kasparek)



Sommer-Austernseitling

Sommer-Austernseitling (Pleurotus pulmonarius xxl-Foto (© F. Kasparek)

Der hier nicht abgebildete seltene Holztrichterling (Ossicaulis lignatilis) stellt ähnliche Substratansprüche und hat auch einen exzentrischen Stielwuchs. Er wird aber nur 5-6 cm groß und riecht süßlich, niemals säuerlich oder nach Mehl.
Die sichersten Unterscheidungsmerkmale für diese Arten sind mikroskopischer Art.

Giftigkeit bzw. Speisewert
Der Ulmen-Rasling ist jung essbar - wegen seiner starken Gefährdung jedoch schonungswürdig!

Erscheinungszeitraum
... ist der Spätsommer bis Winteranfang.

Verbreitung/Häufigkeit in Deutschland
Der Ulmen-Rasling ist zwar in ganz Deutschland verbreitet, seine bekannten Vorkommen (Fundstellen) liegen jedoch im ganzen Land weit verstreut. Über dokumentierte Aufsammlungen dieser Art wurde in den letzten Jahren in diversen Fachzeitschriften immer seltener berichtet. In der Roten Liste Deutschlands (1996) wird die Art mit dem Status 3 = gefährdet geführt.

Verbreitung in NRW
Auch in NRW gehen seit den 80er Jahren die Vorkommen des Ulmen-Raslings stark zurück. Sein Gefährdungsstatus 2 = stark gefährdet in der Roten Liste NRW (1999) ist in der heutigen Zeit mehr als berechtigt.

Anmerkungen für fortgeschrittene Pilzkundler:
Eines der entscheidenden Gattungsmerkmale für Raslinge (Lyophyllum), die siderophile Granulation in den Basidien, ist bei dieser Art nicht konstant. R. SINGER fand 1947 heraus, dass Kollektionen mit felderig-rissiger Oberfläche und Mehlgeruch nicht siderophil reagierten. Er schaffte für Aufsammlungen mit dieser Negativreaktion eine eigene Gattung: Hypsizygus.
Obwohl namhafte Autoren wie R. W. G. DENNIS, M. MOSER und P. D. ORTON seinen schlüssig begründeten Argumenten folgten, akzeptierten andere wie E. HORAK, R. KÜHNER und H. ROMAGNESI diese Trennung nicht. Sie hätten ohnehin die erheblichen taxonomischen Probleme um die Familie der Lyophyllae noch vergrößert. Darüber hinaus scheint die seinerzeit revolutionäre Entdeckung R. KÜHNERs der siderophilen Granulation mehr und mehr an Bedeutung zu verlieren. Zum einen wäre auch die Zugehörigkeit des Weißen Raslings (Lyophyllum connatum) zweifelhaft, da die siderophile Granulation nur an jungen, nie an reifen Basidien feststellbar ist. Zum anderen wurde dieses Merkmal auch an einigen Rötlingen und anderen Arten nachgewiesen.
Obwohl die hier vorgestellte Kollektion dem Singerschen Artkonzept entsprach, bleibt der Verfasser beim älteren Autorenzitat.

Benutzte Literatur
BOLLMANN, A., A. GMINDER & P. REIL (2007): Abbildungsverzeichnis europäischer Großpilze, 4. überarbeitete und erweiterte Auflage. Jahrbuch der Schwarzwälder Pilzlehrschau. Vol. 2

BREITENBACH, J. & F. KRÄNZLIN (1991): Pilze der Schweiz, Band 3. Röhrlinge und Blätterpilze 1. Teil. Verlag Mykologia Luzern

HORAK, E. (2005): Röhrlinge und Blätterpilze in Europa, Bestimmungsbuch. Elsevier, Spektrum Akademischer Verlag

KAJAN, E. (1988): Pilzkundliches Lexikon

KASPAREK, F. (1999): Pilzzeitschrift "Der Tintling", Heft 2, Porträt: Ulmen-Rasling

KRIEGLSTEINER, G. J. (1991): Verbreitungsatlas der Großpilze Deutschlands West. Band 1: Ständerpilze, Teil B: Blätterpilze. Eugen Ulmer Verlag

KRIEGLSTEINER, G. J. (2001): Die Großpilze Baden-Württembergs, Band 3 Ständerpilze: Blätterpilze I. Verlag Eugen Ulmer Gmbh & Co. Stuttgart

LUDWIG, E. (2001): Pilzkompendium Band 1, Beschreibungen; -Band 1, Abbildungen. IHW-Verlag Eching

MICHAEL, HENNIG, KREISEL (1987): Handbuch für Pilzfreunde, Band III. Blätterpilze - Hellblättler und Leistlinge

RYMAN, S. & I. HOLMASEN (1992): Pilze. Bernhard Thalacker Verlag Braunschweig


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Weitere Informationen zu Pilzen (Fungi) im Internet

www.tintling.de: Pilzzeitung (Der Tintling), Wochenkalender, Infos, Fachbeiträge, Fotos, Rezepte, Literatur...

www.pilzepilze.de: Forum, mehr als 500 Pilze in der Galerie, Interessantes über Pilze, Literaturempfehlungen...

www.pilzfinder.de: Sehr schöne Bildsuche, Kochrezepte, Pilze von A-Z, Tipps, Infos...


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