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Roter Fliegenpilz - Amanita muscaria (L. 1735) PERS. 1797
Artenprofil von Fredi Kasparek


Systematische Einordnung

Reich: Pilze (Fungi)
Klasse: Ständerpilze (Basidiomycetes)
Ordnung: Blätterpilze (Agaricales)
Familie: Wulstlingsartige (Amanitaceae)
Gattung: Wulstling (Amanita)

Fotos (© Fredi Kasparek 1-4, Axel Steiner 5)
MTB 4208/2 Gelsenkirchen-Herten (1-4), Breckerfeld (5)


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Besondere Merkmale, Beschreibung der Artmerkmale

Wissenschaftliche Fachbegriffe werden hier im Pilz-ABC erklärt!



Roter Fliegenpilz (Amanita muscaria, © Fredi Kasparek)

Hut: 8-15 (-20) cm Ø, jung fast kugelig und mit einer schuppig-schorfigen, cremeweißen, Gesamthülle ummantelt die beim Strecken des Hutes grob flockig aufreißt und später als warzige bis kegelförmige weißgelbliche Schuppen den Hut zieren. Die Schuppen lassen sich leicht von der roten oder orangeroten Grundfarbe des Hutes abwischen. Bei Regenwetter können die Schuppen total abwaschen und lassen dann vor Ort durchaus eine andere Art vermuten (z. B. Rote Täublinge).
Huthaut feucht glänzend, Hutrand gerade, oft mit fetzigen Resten des Velums behangen

Lamellen: auch bei älteren Exemplaren weiß, dünn, sehr gedrängt stehend, frei, den Stiel nicht erreichend; Schneiden gerade, gleichfarbig

Stiel: 6-20 x 1,5-4 cm, zylindrisch, zur Spitze leicht verjüngt, zur Basis zwiebelförmig bis knollig und mit mehreren weißgelben, grob warzigen Gürteln umgeben; bei jungen Fruchtkörpern sind gelegentlich schmale, rudimentäre Scheiden vorhanden; leicht brechend, meistens hohl; Oberfläche weiß, unregelmäßig längsfaserig oder im unteren Drittel gerne natternförmig bekleidet; im oberen Drittel stets mit einem weißen, hängenden, lappigen Ring ausgestattet der aus der Teilhülle (Velum partiale) resultiert.
Optimal entwickelt zeigt sich der Ring am Rand gelbflockig, zahnradartig gerandet.

Fleisch: weiß, unter der Huthaut gelb, im Hut dünn, im Stiel erst voll, später schwammig; Geruch uncharakteristisch; Geschmack angenehm, mild.

Sporenpulver: weiß

Ökologie, Substrat, Lebensweise
Der Rote Fliegenpilz kommt sowohl in reinen Laubwäldern wie auch in Nadelwaldgesellschaften vor. Ferner kann man ihn in Parkanlagen, Heiden oder Gärten, auf alten Friedhöfen, auf Wiesen, Halden, an Moorrändern, Waldwegen, Waldrändern & -lichtungen und ähnlichen Biotopen auf den verschiedensten Bodenformationen antreffen. Er ist ein wertvoller Mykorrhizabildner der meist mit Birken oder Fichten Lebensgemeinschaften eingeht. Ebenso kann er aber auch mit Buchen, Eichen, Tannen, Kiefern oder seltener auch mit weiteren Laub- und Nadelbäumen in Symbiose leben.

Verwechslungsarten oder nahe Verwandte
In seiner typischen Erscheinungsform ist der Rote Fliegenpilz an seinem orange- bis scharlachroten Hut mit zahlreichen konzentrisch angeordneten weißen Velumflöckchen wohl allen Naturfreunden bestens bekannt. Es gibt jedoch zwei Erscheinungsformen in denen dieser auffällige Pilz nicht nur von ungeübten Pilzsammlern verwechselt werden kann. Bei längerem Regen können die leicht abwischbaren Velumschüppchen völlig abgewaschen sein. In diesem Zustand kann der Rote Fliegenpilz z. B. mit dem Orangegelben Scheidenstreifling (Amanita crocea) oder mit dem Kaiserling (Amanita caesarea) verwechselt werden.

   

links: Rotbrauner Scheidenstreifling (Amanita fulva, xxl-Foto)
rechts: Orangegelber Scheidenstreifling (Amanita crocea, xxl-Foto, Fotos: © Fredi Kasparek)

Der Orangegelbe Scheidenstreifling hat jedoch keinen Stielring, weil er, wie alle Scheidenstreiflinge keine Teilhülle besitzt aus der sich der Stielring bei Wulstlingen entwickelt. Sein Hutrand ist zudem deutlich gerieft und der Stiel mit einer gelborangenen, faserschuppigen Bekleidung versehen, die mehr oder weniger natternartig-gebändert ausfallen kann.

Der Rotbraune Scheidenstreifling (Amanita fulva) erscheint ausschließlich in ± rotbraunen Farben und unterscheidet sich somit deutlich farblich. Scheidenstreiflinge werden in neueren Pilzbüchern oder Abbildungsverzeichnissen heute meistens nur noch als Streiflinge bezeichnet. Beide Arten besitzen eine gut entwickelte auffällige Scheide, die der Rote Fliegenpilz nicht besitzt.


   

Kaiserling (Amanita caesarea), xxl-Foto 1, 2 - © Krimhilde Müller, Fotos entstanden bei Kaiserslautern/Rheinland-Pfalz

Der Kaiserling besitzt goldgelbe Lamellen und hat eine hängende breite Manschette ohne gelbschuppigen Rand. Seine Stielbasis besitzt keine gegürtelten Zonen im Gegensatz zu deutlichen Gürtelzonen und weißen Lamellen beim Roten Fliegenpilz. Beide Arten sind essbar und könnten allenfalls den Finder verunsichern. Selbst rote Täublingsarten können mit dem Roten Fliegenpilz verwechselt werden. Sie sind jedoch immer ringlos und haben sehr sprödes, glatt brechendes Fleisch und splitternde Lamellen (Fingerprobe!).




Perlpilz (Amanita rubescens), xxl-Foto (© Fredi Kasparek)

Junge, noch vollkommen geschlossene Fruchtkörper vom Perlpilz (Amanita rubescens), vom Pantherpilz (Amanita pantherina), vom Roten Fliegenpilz und anderen Wulstlingen sind in der Regel mit einer umfassenden schorfig-kleiigen weißen Hülle dem Velum universale umgeben. In diesem Zustand sind sie kaum voneinander zu unterscheiden. Doch hier gibt es ein gutes Merkmal den Roten Fliegenpilz auch in seinem Primordialstadium zu erkennen. Pilzsammler die sich nicht sicher sind um welche Art es sich handelt, machen einen Längsschnitt durch die verdächtigen Fruchtkörper. Der Rote- und der Braune Fliegenpilz zeigen zwischen der Huthaut und dem weißen Fleisch eine feine gelborangene Linie (siehe Abbildung!) die bei anderen Wulstlingen nicht vorhanden ist.




Brauner Fliegenpilz (Amanita regalis), xxl-Foto (Foto: Schenkung; Aufnahme nicht in NRW!)

Der Braune Fliegenpilz (Amanita regalis) unterscheidet sich vom Roten Fliegenpilz hauptsächlich durch seine braun-rotbraune Hutfarbe. Die von vielen Autoren beschriebene mehr flockige und nicht warzig-gegürtelte Stielbasis ist zur Unterscheidung vom Roten Fliegenpilz nicht hilfreich, weil betreffende Abbildungen in Pilzbüchern oft Übergangsformen zeigen - einmal mehr flockige, dann wieder mehr gegürtelte Stielbasen wie sie bei beiden Arten vorkommen können. Diese seltene Art wurde meines Wissens noch nicht in NRW nachgewiesen. Es handelt sich um eine Pilzart der montanen bis submontanen Regionen und erscheint hauptsächlich in Fichten-Tannenwäldern auf feuchten, schweren und sauren Böden. Kalkhaltige Böden meidet der Braune Fliegenpilz offensichtlich. Der Verfasser hat diese Art leider noch nie selber gefunden.



Pantherpilz (Amanita pantherina), xxl-Foto (Foto: © Fredi Kasparek)

Ein ähnlicher Wulstling, der zu Verwechslungen mit dem Braunen Fliegenpilz und anderen Wulstlingen Anlass gibt, ist der Pantherpilz (Amanita pantherina). Seine auffälligsten Erkennungsmerkmale sind die groben ± konzentrisch angeordneten eckigen Hüllreste, der geriefte Hutrand und die oberseits ungeriefte glatte Manschette. Auch seine gerandete Stielknolle mit Ringzonen in denen der Stiel - wie in einem Gummireifen unter Druck eingepfropft - steckt, sind ein gutes Bestimmungsmerkmal.

Giftigkeit bzw. Speisewert
Der Rote Fliegenpilz ist kein lebensgefährlicher Giftpilz. Fälschlicherweise wird er von vielen "sogenannten Pilzkennern" dafür gehalten. Unterschätzen darf man seine Giftwirkung dennoch nicht, da er eine Reihe symptomatischer Vergiftungssyndrome erzeugen kann. Dazu gehören Benommenheit, Mattigkeit, Rauschzustand, Unruhe, Angstgefühl, Haluzinationen, Verlust des Persöhnlichkeits- und Zeitgefühls, Depression, Euphorie, Muskelkrämpfe, Delirium, Lähmungen, Atemstillstand, Kreislaufstillstand usw. (FLAMMER, R., 1980). Todesfälle gab es aber meines Wissens durch den Roten Fliegenpilz bisher noch nicht. Der Braune Fliegenpilz und der Pantherpilz sind in ihrer Giftwirkung ähnlich einzustufen.

Erscheinungszeitraum
Der Rote Fliegenpilz ist ein ausgesprochener Sommer- bis Spätherbstpilz. In erster Linie schmückt dieser auffällige Schönling von Juni bis November die unterschiedlichsten Wald- und Flurbiotope und lässt das Herz eines jeden Naturfreundes höher schlagen.

Verbreitung/Häufigkeit in Deutschland
Es gibt wohl kaum eine Region in Deutschland in der der Rote Fliegenpilz nicht vorkommt. Eine Ausnahme könnten bei dieser nahezu lückenlosen Verbreitung lediglich baum- und strauchlose Öd- oder Ackerlandschaften darstellen.

Verbreitung in NRW
Auch in NRW ist der Rote Fliegenpilz die bekannteste Wulstlingsart schlechthin. Um seine Vorkommen und Verbreitung brauchen sich Natur- und Pilzfreunde zur Zeit hierzulande nicht zu sorgen.

Benutzte Literatur
BOLLMANN, A.; A. GMINDER, & P. REIL (2007): Abbildungsverzeichnis europäischer Großpilze, 4. überarbeitete und erweiterte Auflage. Jahrbuch der Schwarzwälder Pilzlehrschau. Vol. 2

BON, M. (1988): Pareys Buch der Pilze

BREITENBACH, J. & F. KRÄNZLIN (1995): Pilze der Schweiz, Band 4. Blätterpilze 2. Teil. Verlag Mykologia Luzern

DÄHNCKE, R. M. (2004): 1200 Pilze in Farbfotos

FLAMMER, R. (1980): Differentialdiagnose der Pilzvergiftungen. Gustav Fischer Verlag Stuttgart-New York

HORAK, E. (2005): Röhrlinge und Blätterpilze in Europa, Bestimmungsbuch. Elsevier, Spektrum Akademischer Verlag

KAJAN, E. (1988): Pilzkundliches Lexikon

KRIEGLSTEINER, G. J. (1991): Verbreitungsatlas der Großpilze Deutschlands West. Band 1: Ständerpilze, Teil B: Blätterpilze. Eugen Ulmer Verlag

KRIEGLSTEINER, G. J. (2003): Die Großpilze Baden-Württembergs, Band 4. Ständerpilze: Blätterpilze II. Verlag Eugen Ulmer GmbH & Co.

MONTAG, K. (2000): Pilze schneller und einfacher bestimmen. Franckh-Kosmos Verlags-Gmbh & Co., Stuttgart

RYMAN, S. & I. HOLMASEN (1992): Pilze. Bernhard Thalacker Verlag Braunschweig


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Weitere Informationen zu Pilzen (Fungi) im Internet

www.tintling.de: Pilzzeitung (Der Tintling), Wochenkalender, Infos, Fachbeiträge, Fotos, Rezepte, Literatur...

www.pilzepilze.de: Forum, mehr als 500 Pilze in der Galerie, Interessantes über Pilze, Literaturempfehlungen...

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